Die Niederlagen der österr.-ungarischen Armee in den ersten Kriegsjahren des Ersten Weltkrieges führten dazu, dass bereits 1915 rund 600.000 Flüchtlinge aus ihrer Heimat fliehen mussten. Vielfach handelte es sich um Juden aus Galizien, die im Hinterland aufgenommen und versorgt werden mussten. Auch in den westungarischen Dörfern wurden sie von den Behörden untergebracht. Die Bevölkerung war vielfach gegen sie eingestellt, wie der antisemitische Bericht des Lutzmannsburger Pfarrers Karl Fiedler zeigt:

Flüchtlinge

Ankunft von Flüchtlingen in Bruck an der Leitha

Lutzmannsburg, 23. August 1916
„Aus Galizien sind flüchtige Judenfamilien eingetroffen, etwa 30 bis 35 insgesamt. Es ist ein schmutziges Volk, voll mit Läusen. Unsere Leute sehen sie nicht gerne, denn zur Arbeit kann man sie nicht gebrauchen und ‚wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen‘. Sie werden einfach deshalb nicht gerne gesehen, weil sie so schmutzig sind und weil man in ihnen diejenigen sieht, die in Galizien unsere Söhne und Soldaten ausgebeutet haben. Aber weil sie österreichische Flüchtlinge sind, bekommen sie von Österreich die nötigen Mehlmengen und täglich pro Person eine Krone.“

Lutzmannsburg, 21. Jänner 1917
„[…] Die Internierten aus Galizien, die Juden, sind noch da, leben in furchtbarer Armut, wir haben sie nicht zu erhalten, sondern Österreich. Österreich läßt ihnen 1 Krone pro Kopf zukommen. Was ist aber 1 Krone bei der momentanen Teuerung. Und selbst die Überweisung dieser Krone verzögert sich oft. Unsere Leute können ihnen aber auch kaum helfen, da eine jede Familie nur so viel hat, als sie tatsächlich selbst braucht, so hungern die armen Juden Tage hindurch und es ist ein Feiertag für sie, wenn sie irgendwo ein paar Rüben ergattern.“