Nur wenige Monate nachdem Österreich wieder seine volle Souveränität erhalten und die immerwährende Neutralität verkündet hatte, ereignete sich über österreichischem Boden bei Pamhagen ein tragischer Zwischenfall. Während die österreichischen Behörden und Medien von einem vereitelten Fluchtversuch eines ungarischen Piloten ausgingen, konnte nach dem Fall des kommunistischen Regimes geklärt werden (Bericht von Attila Bonhardt, ständige ungarische Archivdelegation beim Österreichischen Kriegsarchiv, vom 6.11.2002), dass die Ursache des Zwischenfalls die mangelhafte Zusammenwirkung der ungarischen und der sowjetischen Luftführung war.
MIGIn den österreichischen Medien 1956 stellte man den Vorfall folgendermaßen dar: „Die Düsenjäger vom russischen Typ MIG 15 verletzten am 21. Jänner die österreichische Souveränität und Neutralität. Zwei der Maschinen stießen über österreichischem Territorium bei der Ortschaft Pamhagen im burgenländischen Seewinkel in etwa 5000 m Höhe zusammen. Der sowjetische Flugkapitän Nikolai Konklow, der die MIG mit sowjetischen Hoheitszeichen flog, rammte ein Düsenflugzeug mit ungarischen Hoheitszeichen. Er selbst konnte noch rechtzeitig mit dem Fallschirm abspringen, während der andere Pilot beim Absturz ums Leben kam. Die dritte Maschine kehrte nach Ungarn zurück. Wohin die vierte geflogen ist, konnte bisher noch nicht geklärt werden.
Augenzeugenberichte der Einwohner von Pamhagen schildern den Vorfall so, daß zwei Düsenjäger, die offensichtlich über die Grenze nach dem Westen fliehen versuchten, von zwei anderen Maschinen verfolgt worden seien. Die Verfolger hätten über den Neusiedlersee mit Bordwaffen das Feuer auf die Fliehenden eröffnet. Dann hätte der sowjetische Hauptmann Nikolai Konoklow mit seiner Maschine eine der beiden verfolgten MIG 15 gerammt.
Konoklow gab bei seiner Einvernahme durch die österreichischen Behörden an, er sei mit einem Kameraden vom ungarischen Flugplatz Györ (Raab) gestartet um zwei Flugzeugen „unbekannter Nationalität“ zu folgen und sie zur Umkehr zu veranlassen. Er bestritt jedoch, die verfolgte Maschine beschossen oder absichtlich gerammt zu haben. Der österreichische Ministerrat hat jednfalls das Außenamt sofort beantragt, in Budapest gegen die Verletzung unseres Luftraumes energisch zu protestieren.“
(Presse vom 22. Jänner 1956)