Mindestens 62 Bewohnerinnen und Bewohner, die in Gols heimatberechtigt waren, wurden zwischen 1938 und 1945 verfolgt, vertrieben oder ermordet. Dazu gehörten Jüdinnen und Juden, Romnija und Roma, Deserteure, Justizopfer, Opfer der „NS-Euthanasie“ und politische Gegner. Bereits kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im März 1938 trafen sich um die Familie Georg Wurm ehemalige Mitglieder der kommunistischen und sozialdemokratischen Partei, um eine illegale Organisation gegen den Nationalsozialismus aufzubauen. Im Frühjahr 1943 wurde die Gruppe aufgedeckt und mehrere Mitglieder, Männer und Frauen, wurden verhaftet und wegen „Hochverrat“ verurteilt. Einige erhielten langjährige Zuchthausstrafen, wobei zwei die Haft nicht überlebten, drei Widerstandskämpfer wurden zum Tod verurteilt und hingerichtet.
1995, 50 Jahre nach Kriegsende, trat der Landesverband der Österreichischen Widerstandskämpfer und Opfer des Faschismus mit einem schriftlichen Ersuchen an den Bürgermeister von Gols heran, der fünf politischen Todesopfer seiner Heimatgemeinde durch die Errichtung eines Erinnerungszeichens zu gedenken.
Der Bürgermeister von Gols antwortete folgendermaßen: „Ich habe Ihren Vorschlag als sehr positiv empfunden, da es zweifelsohne eine einmalige Geste wäre, dieser sinnlos hingerichteten Personen würdig zu gedenken. Nachdem ich aber diese Entscheidung selbstverständlich nicht allein treffen konnte, habe ich die Angelegenheit dem Gemeindevorstand zugeleitet. Der Vorstand hat sich dann sehr eingehend damit befaßt und festgestellt, daß auf der einen Seite diese Bemühungen sehr anerkennenswert seien, auf der anderen Seite es aber doch riskant wäre, nach so langer Zeit alte Wunden wieder aufzureißen und der Bevölkerung die damalige Situation vor Augen zu führen.
Durch dies alles und natürlich auch durch den Umstand, daß unter der Bevölkerung von Gols sicherlich divergierende Auffassungsunterschiede vorherrschen würden, sieht sich somit der Vorstand veranlaßt von diesen Vorhaben abzuraten. Ich fühle mich daher gezwungen, diesen Beschluß weiterzugeben, und ich kann unter diesen Voraussetzungen das geplante Vorhaben nicht weiterverfolgen.“ (Vinzenz Böröcz, Zeitungsbericht im Besitz des Autors)
2024 wurde von der Gemeinde Gols eine Arbeitsgruppe initiiert, die sich seither dafür einsetzt, dass die Geschichte und ihre Zusammenhänge aus der Zeit des Nationalsozialismus in Gols aufgearbeitet werden und ein Erinnerungszeichen zum Gedenken entwickelt wird. Zudem werden Veranstaltungen, wie eine Gedenkveranstaltung im Mai 2025, organisiert.
Im Herbst 2025, 80 Jahre nach Kriegsende, warten die Angehörigen der Opfer aus Gols noch immer auf ein Gedenkzeichen.