In der kleinen südburgenländischen Gemeinde Schandorf lebten nach einer im Jahre 1936 durchgeführten Aufstellung der burgenländischen Landesregierung 39 Romnja und Roma. Vielfach arbeiteten diese als Landarbeiter und -arbeiterinnen bei den Bauern oder auf den umliegenden Meierhöfen. Zeitgenössischen Berichten zufolge war das Zusammenleben zwischen den zumeist integrierten Romafamilien und der bäuerlichen Ortsbevölkerung weitgehend konfliktfrei. Ebenso wurden die Romnja und Roma in Schandorf als fleißige und verlässliche Arbeiterinnen und Arbeiter beschrieben. Trotz ihres guten Leumundes wurden sie in der Zeit des Nationalsozialismus verhaftet, zur Zwangsarbeit gezwungen, deportiert und ermordet.
Im Dezember 1952 suchte die Überlebende Horvath Margarethe, damals in Unterwart wohnhaft, um eine Haftentschädigung an. Die Gendarmerie hatte daraufhin einen Bericht über ihre Familie zu verfassen. Dieser lautete wie folgt:
„Die Eltern der Gesuchstellerin Margarethe Horvath, Andreas und Maria Nardaits, waren bis kurz vor Ostern 1942 in Schandorf Nr. 139 wohnhaft. Bei den Eltern waren damals der 4jährige Johann, der 7jährige Paul, die 13jährige Magdalena, der 18jährige Andreas und die 22jährige Genovefa aufhältig. Margarethe Horvath war damals bereist in Schandorf abwesend. Anfang April 1943 erhielt die Ortsgruppenleitung der NSDAP in Schandorf von der Kreisleitung der NSDAP in Oberwart den Auftrag, sämtliche in der Gemeinde Schandorf wohnhaften Zigeuner zum Bahnhof nach rechnitz zu bringen, von wo sie mittels Eisenbahn nach Auschwitz abtransportiert wurden. Der Grund der Verschickung kann nur aus rassischen Gründen erfolgt sein, da Andreas Nardaits und seine Gattin von mehreren Dorfbewohnern als sehr fleißig und anständig geschildert wurden. Er war bis zu seiner Verschickung bei der Gutspachtung Schachendorf als Schweinehüter beschäftigt. Es sollen sich für seine Rückkehr mehrere Personen verwendet haben, da er als verläßlicher Arbeiter sehr begehrt war. Eine Nachricht von der Familie Nardaits brachte lediglich die Zigeunerin Helene Szabo in Salzburg, Linzergasse Nr. 45 wohnhaft, welche im Jahre 1945 von Auschwitz zurückkehrte und in Schandorf erzählte, daß sie Zeugin war, als die Familie Nardaits in Auschwitz vergast wurde. Von den Geschwistern der Gesuchstellerin kam kein Lebenszeichen und ist ihr Schicksal in der Gemeinde Schandorf unbekannt. Sonstige zeigen konnten nicht in Erfahrung gebracht werden.
Andreas Nardaits und seine Gattin Maria, genossen in der Gemeinde Schandorf und Umgebung einen guten Leumund. Sie waren wie schon erwähnt, fleißige und verlässliche Arbeiter. Auch führten sie einen ordentlichen Lebenswandel und konnten in keiner Hinsicht nichts Nachteiliges über sie in Erfahrung gebracht werden.
Eine ex offo Geburtsurkunde der Gesuchstellerin wurde vom Standesamt Schachendorf eingeholt und ist dem Berichte beigeschlossen. Der Postenkommandant.“ (BH Oberwart. X-438/1-52)