„Ich weiß nicht, was ich hier eröffne, aber ich eröffne es.“ Mit diesen legendären Worten von Bundesminister Fred Sinowatz begann 1976 die Erfolgsgeschichte des Kultur Aktionszentrums Cselley Mühle. Zwei junge Künstler, der Keramiker und Objektkünstler Schneider Robert und der Maler Sepp Laubner, schufen mit der Osliper Cselley Mühle einen Ort für ihre kulturellen Experimente. Sie gestalteten aber auch einen offenen und lebensfreudigen Raum, der zusammen mit dem Jazzfest in Wiesen einen neuen gesellschaftlich-kulturellen Frühling im Burgenland einläutete. Das die „Mü“ ein Sinnbild für mehrere Generationen Kulturverbundener werden würde, hatte man sich damals, bei der Gründung, nicht vorstellen können.
Prof. Franz Probst, der das burgenländische Kultur- und Geistesleben jahrzehntelang beeinflusste, schrieb der Mühle zu ihrem fünften Geburtstag 1981 ins Stammbuch:
„Das Kultur Aktionszentrum Cselley Mühle ist 5 Jahre alt.
Als die Cselley Mühle vor fünf Jahren ihren Betrieb aufnahm, verzichtete Bundesminister Dr. Fred Sinowatz auf eine programmatische Eröffnungsrede und die Wissenden unter der damals in Scharen erschienen politischen Prominenz haben darin gewiß jene vorsichtige Skepsis unsicheren Experimenten gegenüber erblickt, die auch heute noch nicht abgebaut ist, und der Jugend deshalb freie, aber auch förderungsleere Hand läßt.
Nun, die Pioniere der Cselley Mühle, haben diese nichtgehaltene Rede mit Recht als Ermunterung zum Unvollkommenen und Experiment aufgefaßt und als Auftrag zur Entwicklung von Alternativen. Und sie sind ihm mehr nachgekommen in diesen fünf Jahren, als von ihnen erwartet wurde und erwartet werden konnte. Gewiß, sie haben die Kultur dieses Landes nicht revolutioniert, aber doch Erstarrtem, neues Leben gegeben und ihre Wege und Auswege gewiesen, die die Kulturpolitik nicht übersehen sollte.
Sie haben dies mit einer Unzahl von Konzerten und Lesungen, mit Ausstellungen und Diskussionen und Filmvorführungen getan, in denen der altherkömmliche enge Kulturbegriff gesprengt und der Blick freigegeben wurde auf eine neue Kulturszene.
Und vor allem in der Cselley Mühle ist in den fünf Jahren ihrer Tätigkeit eine neue Gemeinschaft entstanden. Eine „Kulturkommune“ im besten Sinne des Wortes, eine Zelle, die nicht von Jugendkultur redet oder sie fordert, sondern Kultur der Jugend in unverwechselbarer Weise schafft. So ist aus einem Experiment ein Faktum geworden. Und zwar eine Einrichtung, deren Kulturwillen mehr als Wohlwollen verdienen würde.
Ungewöhnliche Ideen stoßen anfänglich immer auf eine gewisse Skepsis. Aber das ist natürlich, denn – abgesehen davon, daß jegliche Erfahrungswerte fehlen – hängt es vor allem vom Engagement und dem Durchstehvermögen der Initiatoren ab, ob ein Projekt auch tatsächlich verwirklicht werden kann.“
(Sammlung Cselley-Mühle, Oslip)