Mit Kriegsende mehrten sich die Stimmen in Westungarn, die sich für einen Anschluss des Gebietes an Österreich aussprachen. Die ungarischen Behörden und Medien beobachteten nervös die Vorgänge. Sie waren der Ansicht, dass die Agitation im Soproner Komitat, insbesondere in den Dörfern Mattersburg, St. Margarethen, Neudörfl und Pöttsching, am heftigsten geführt und die „ungarnfeindliche Gesinnung“ offen zur Schau getragen werde. Als Provokateure wurde die Wiener Propaganda bezeichnet.
Auch in der Freistadt Rust wurden bereits im November 1918 Plakate affichiert, auf welchen die Bevölkerung zum Anschluss an Österreich aufgefordert wurde. Über die Zustände in Rust berichtete ein Beobachter in der pro-ungarischen „Ödenburger Zeitung“:
„Meine Erfahrungen während der ersten Tage nach meiner Ankunft waren direkt verblüffend. Nicht nur Privatpersonen, sondern auch in den Ämtern fand ich Flugschriften und Plakate vor, die ganz offen für die Losreißung von Ungarn und für den Anschluß an Österreich, resp. An Deutschland Propaganda machten. Außerdem arbeitete eine gut organisierte Garde falscher Apostel in ähnlichem Geiste. Und das Ärgste ist, daß anfangs keinerlei Gegenflugschriften verteilt wurden, später aber nur welche an die ohnehin Anhänger der ungarischen Staatsidee sind und bei welchen die gefährliche Saat ohnehin keinen aufnahmefähigen Boden gefunden hätte. Endlich berief der Nationalrat, um größeren Übeln vorzubeugen, eine Volksversammlung und diese fand im großen Saal des „Fürdöházi nagyvendéglö“ statt.
Die Sitzung eröffnete der Weingartenbesitzer Karl Eder, der die Notwendigkeit betonte, richtige Informationen einzuholen. Dann folgte ein freier Vortrag des Professors Dr. Julius Stodolni, dessen Hauptpunkte wie folgt lauteten: […]

  1. Die bedrohten Interessen der Stadt Rust, die in erster Reihe eine weinproduzierende Stadt ist, im Falle einer Losreißung.
  2. Der ungarische Weinhandel; seine Aussichten für die Zukunft nach Ausrichtung der Zollschranken, der frei Export und die günstige Konjunktur der Weinpreise.
  3. Die traurige und hoffnungslose Lage Österreich´s, die Falle des Anschlusses nur Not und Unglück im Tausche böte. […]

Die zahlreich erschiene Bürgerschaft hörte den langen Vortrag mit reifem Ernst an und die Zwischenrufe des jungen Führers der Pangermanen, Johann Kraft jun. Und seiner politisch vollkommen unreifen genossen übten keine Wirkung aus.
Die Versammlung sprach aus, daß eine Lostrennung von Ungarn nicht gewünscht wird, hingegen eine weitgehende Berücksichtigung der deutschen Muttersprache der Einwohner. Der politische Erfolg gipfelte darin, daß zum Schluß Kraft und seine Genossen die Gedanken der Versammlung aufgaben.“
(Ödenburger Zeitung vom 16. November 1918; S. 8, 22. November 1918, S.2; und vom 6. Dezember 1918, S. 2)