Andau war bis in die 1960er Jahre eine landwirtschaftlich orientierte Gemeinde. Mit der Mechanisierung der Landwirtschaft und der besseren Mobilität wurde Andau zunehmend zu einer Pendlergemeinde. Gleichzeitig kam es zu einem kirchlichen Wandel. Wurden lange Zeit die kirchlichen Gebote und Vorschriften genau eingehalten, so änderte sich dies zunehmend. Zur Stärkung des Glaubens entschloss man sich 1974, eine Volksmission durchzuführen. Als Vorbereitung dafür wurde in Andau eine „Volksbefragung“ initiiert, wobei die Missionare ihre Predigten auf die Ergebnisse der Untersuchung ausrichten sollen. Von den 2.100 ausgeschickten Fragebögen wurden 1.434 Fragebögen (68%) ausgefüllt retourniert.
Die Ergebnisse lauteten im Detail:
„Religiöse Pflichten: Nur 29 Prozent der Bevölkerung besuchen regelmäßig den Sonntagsgottesdienst, dazu kommen noch 20 Prozent, die oft an der sonntäglichen Eucharistiefeier teilnehmen. 5 Prozent bekennen offen, daß sie die hl. Messe nie besuchen. Dieselben 5 Prozent scheinen auch nie zu beten. Immerhin geben 49 Prozent an, daß sie oft, ja regelmäßig durch das Gebet sich an Gott wenden. 39 Prozent tun dies selten.
Bezüglich der hl. Beichte wird ersichtlich, daß immerhin 35 Prozent der Andauer monatlich zur beichte kommen. 39 Prozent haben die letzte Osterbeichte verrichtet und nur 11 Prozent der Gläubigen waren schon länger als ein Jahr nicht beichten.
Glaubensfragen: Ganz anders sieht es bezüglich des Glaubens an Gott und an Jesus Christus aus. 81 Prozent der Andauer sind vom Dasein eines persönlichen Gottes überzeugt und 80 Prozent halten Jesus Christus für den wahren Sohn Gottes. Nur 10 Prozent bekennen, daß sie an Gott nicht glauben und 8 Prozent halten Jesus Christus für einen bloßen Menschen. Die restlichen 9 Prozent bzw. 12 Prozent haben sich zu dieser Frage nicht geäußert.
Interessanterweise sind nur 55 Prozent der Andauer von einem Fortleben nach dem Tode überzeugt. 13 Prozent haben dazu keine klare Antwort gegeben und 32 Prozent halten ein Weiterleben nach dem Tode für unmöglich.
Fragen der Moral: Bezüglich des moralischen Verhaltens sehen etwa 70 Prozent die Nächstenliebe und die gewissenhafte Pflichterfüllung in Familie und Beruf für das Wichtigste an, was ein guter Christ zu tun hat.
Immerhin 67 Prozent der Meinung, daß die kirchliche Auffassung von der Unauflöslichkeit der Ehe richtig ist, 24 Prozent halten sie für falsch und 9 Prozent gaben diesbezüglich keine Antwort.
Wenn es um die geschlechtliche Enthaltsamkeit vor der Ehe geht, stehen 48 Prozent auf dem Standpunkt, die diesbezügliche Auffassung der Kirche sei überholt, nur 33 Prozent halten sie für richtig, während auffallend viele (19 Prozent) verunsichert sind und keine Stellungnahme abgeben.
Stellung zum Priester und Ordensberuf: Und noch in einer Frage gibt es sehr viele „Stimmenthaltungen“ (32 Prozent!). In der Frage nämlich, ob sie etwas dagegen hätten, wenn ihr Kind Priester, Missionar oder Ordensfrau werden möchte, oder als Entwicklungshelfer in die Entwicklungsländer ginge. Immerhin hätten 59 Prozent nichts dagegen, jedoch würden 10 Prozent sich dagegen wehren.
Die Befragung in Andau ist auf jeden Fall sehr interessant und gibt Anlaß sich darüber Gedanken zu machen.“
(Kirchenzeitung vom 17.2.1974, S. 6)