Südlich von Zurndorf befand sich von 1887 bis 1921 eine Dynamitfabrik. 1891 lag die Produktion bei 1,1 Millionen Kilogramm Meganit. Auf Grund von mangelhaften Schutzvorkehrungen kam es 1888 und 1890 zu Unfällen mit Todesfolgen. Der Westungarische Grenzbote berichtet von der Katastrophe am 13. Dezember 1890:
„Eine entsetzliche Katastrophe in der Zurndorfer Meganit-Fabrik:
Die Leser werden sich noch an die schreckliche Explosion in der Zurndorfer Dynamit- respektive Meganit-Fabrik des Wiener Industriellen Schückher erinnern, abermals hat nun in dieser Fabrik eine Katastrophe stattgefunden, der mehrere Menschenleben zum Opfer fielen. Wir hatten seinerzeit über die mangelhafte Einrichtung und über den dort herrschenden Schlendrian berichtet und die Regierung aufmerksam gemacht, dass es in der Weise nicht mehr fortgehen kann und energische Maßnahmen getroffen werden müssen. Es wurden auch Ministerial Kommissare entsendet, welche eine strenge Untersuchung vornahmen und solange den Betrieb in der Fabrik gesperrt haben, bis nicht wenigstens den dringendsten gesetzlichen Anforderungen entsprochen war. Damals erweiterte man die Fabrik und machte verschiedene Zubauten, doch scheint dort noch immer nicht mit jener gewissenhaften, strengen Vorsicht gearbeitet zu werden, denn sonst hätte sich nicht abermals ein solches Unglück ereignen können.
Wie man uns nämlich berichtete, ist am 11. Dezember 1890, nachmittags um 2 Uhr, die Patronenfüllhütte Nr. 11, in welcher sich drei Arbeiterinnen befanden, in die Luft geflogen und wurden die unglücklichen Opfer buchstäblich in Fetzen gerissen, so, dass man ihre Körperteile zwanzig Schritte von der Unglücksstätte entfernt, vom Boden auflesen und zusammenklauben musste. Eine der durch die Explosion getöteten Arbeiterin war eine Witwe aus Preßburg, welche einen 7 Jahre alten Knaben nun als elternlose, gänzlich verlassenen Waisen zurücklässt. Die beiden anderen getöteten Arbeiterinnen sind nach Nickelsdorf zuständig und heißen Netti Diewald und Maria Zech.
Wie verlautet, hatten die Arbeiterinnen ein riesiges Quantum Meganit vor sich zur Verarbeitung liegen und überdies sehr viele bereits fertige Patronen. Während der Arbeit explodierte der gefährliche Sprengstoff, zertrümmerte die Hütte und zerfetzte die beklagenswerten Geschöpfe, welche um kargen Arbeitslohn gezwungen sind, ihr Leben solcher Gefahr preiszugeben.
Aber die Explosion hat auch noch andere als diese drei Opfer gefordert, in dem durch den Luftdruck und die fürchterliche Erschütterung in den beiden neben befindlichen Hütten beträchtlicher Schaden angerichtet worden ist und die darin arbeitenden Mädchen durch die zertrümmerten Fensterscheiben, Splitter der geborstenen Tür und Seitenwände der Hütte so schwere Verletzungen erlitten, dass an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Diese schwerverletzen Arbeiterinnen heißen Elisabeth Friedl, Susanne Kellmann und Elise Heidowitsch. Der Anblick der Unglückstätte soll ein grauenhafter gewesen sein, insbesonders die zerfleischten Körper der Toten. Ringsherum lagen die Trümmer der zersprengten Hütte. Das Jammern der Schwerverletzten war Herzerschütternd, umso mehr, als momentan keine ärztliche Hilfe zur Hand war und sie ziemlich lange warten mussten, bis man ihnen Verbände anlegen konnte.
Die Nachricht über die Explosion hatte sich rasch in der Umgebung der Fabrik verbreitet und besonders in Zurndorf und Nickelsdorf unter der Bewohnerschaft Schrecken, Aufregung und Erbitterung gegen die Fabrik hervorgerufen. Dieser neueste Unglücksfall beweist abermals, wie große Aufmerksamkeit man seitens der Behörde auf solche Fabriken verwenden und mit welch unnachsichtiger Strenge selbst im Kleinstem eingegriffen werden muss.“
(https://www.difmoe.eu/view/uuid:9d122e47-7ba9-4d18-8294-f5328cf95a1d?page=uuid:42f21d2d-8986-46e2-badf-b24ad7b7e469&fulltext=Zurndorf)
(Danke an Roman Kriszt für den Hinweis!)
Hinterlasse einen Kommentar