Georg Wurm, geb. 1901 in Gols, engagierte sich zunächst in der Sozialdemokratischen Partei. Nach dem Parteiverbot schloss er sich den Revolutionären Sozialisten Österreichs im Untergrund an. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich, im März 1938, begann er in Gols eine kommunistische Gruppe aufzubauen. Die Mitglieder der Organisation scheuten auch nicht vor Diskussionen in der Öffentlichkeit zurück und erregten so Aufmerksamkeit. Ihre Aktivitäten wurden von Denunzianten weitergeleitet. So meldete die Geheime Staatspolizei Grenzpolizeiposten Bruck a. d. Leitha am 18. März 1943:
„Aufgesucht erscheint der Bauer Georg X, (…) Gols, welcher über eigenes Ersuchen folgende Anzeige erstattete: ‚Am 4. Jänner 1943 fuhr ich mit dem Pferdegespann des mir schon je her als Sozialdemokraten und Kommunisten bekannten Kleinhäusler Georg Wurm, Gols Nr. 309 wohnhaft von Gols nach Neusiedl am See zu den dort stattfindenden Monatsmarktes. Während dieser Fahrt kamen wir unter anderen auch über Politik zu sprechen. Wurm, der über seine politische Einstellung ein Hehl (sic!) machte, gab folgende Erklärung ab: Wisst ihr eigentlich was Nationalsozialismus ist. Nationalsozialismus ist so viel wie ein Blatt Papier, dass man zu Boden wirft du mit dem Fuß zertrampelt. Russland kann mit uns noch 25 Jahre Krieg führen und trotzdem können sie uns mit Brot niederwerfen.
Klarweise habe ich als Nationalsozialist den Ausführungen des Wurm Widerstand entgegengesetzt und die Behauptung, dass wir Nazi irregeführt und verblödet worden sind auf den Kommunismus zutreffen. Er richtete weiterhin an mich die Frage, wo den jetzt die Deutschen stehen (gemeint der Winterrückzug 1942-43) und ob und den noch kein Licht aufgehe. Der neuerlichen Entgegnung meinerseits erwiderte Wurm dahingehend, dass ich mir den 4. Jänner 1943 genauestens im Gedächtnis halten solle, damit am Kriegsende ich mich von seinen jetzigen Ausführungen bzw. über deren Richtigkeit überzeugen könne. Er führte weiters an, dass meine Bedenken im Bezug auf das Zugrundegehen der Bauernschaft vollkommen falsch sind und es mir beim Siege des Kommunismus noch bedeutend besser gehen würde als heute, zumal der Kommunismus den Großgrundbesitz unangenehm wird.
Diese politische Auseinandersetzung teilte ich auch nach einiger Zeit den mir bekannten SD-Mitarbeiter Paul Y., aus Gols mit. Auf irgendeiner Art dürfte Wurm davon informiert worden sein.
Es dürfte ungef. im Monat Februar gewesen sein, als ich neuerlich mit Gregor Wurm zusammentraf. Bei diesem Zusammentreffen machte er mir darüber Vorhalte, warum ich seinem Ersuchen über die Geheimhaltung seiner seinerzeitlichen Ausführungen nachgekommen bin. Ich entschuldigte mich zwar nicht, jedoch sagte Wurm zu mir: ‚Du weisst ja was mit Verrätern geschieht, wobei er mit der Hand die Geste des Aufhängens machte. Ich erwiderte ihn: ‚Wer sind eigentlich die Verräter? Wir oder Ihr.‘
Ich weisz (sic!) von Wurm wie bereits erwähnt, dass er früher Sozialdemokrat war und sich in der Folgezeit den Kommunismus zuwandt. Mir ist auch bekannt, dass er sich schon einmal wegen einer ähnlichen Sache vor dem Landgericht (sic!) Wien, zu verantworten hatte. Jedoch ist mir der Ausgang dieser Sache nicht bekannt.“
(DOEW-Archiv Zl. 9365)
Auf Grund von Denunziationen wurde die Widerstandsgruppe um Gregor Wurm aufgedeckt, dies führte im April und Mai 1943 zur Verhaftung von 17 Mitgliedern. Der verurteilte Georg Wurm und zwei weitere Mitstreiter wurde wegen Hochverrates zum Tode verurteilt. Am 19. Mai 1944 wurde die Hinrichtung durchgeführt.