Am 21. März 1919 übernahmen Kommunisten und Sozialisten in Ungarn die Macht und errichteten eine „Räterepublik” nach sowjetischem Vorbild. Die neue Regierung erließ im Sinne der „Diktatur des Proletariates“ in weiterer Folge zahlreiche, auch vielfach unbeliebte Verordnungen, wie ein Alkoholverbot, und ließ Großgrundbesitz, Banken, Wohnungen wie auch Kirchenbesitz und Sonstiges beschlagnahmen.
Vor allem gegen die Auflösung der kirchlichen Schule wehrte sich die kroatisch-bäuerliche Gemeinde Nikitsch. Der ins Dorf geeilte Bezirkskommissar und zwei Gendarmen wurden am 6. April 1919 von Bewohnern verprügelt und aus Nikitsch vertrieben. Die darauf einrückende, mit Schüssen empfangene Gruppe von „Rotgardisten“ besetzte das Dorf und nahm willkürlich Geiseln. Bei einer weiteren Auseinandersetzung zwischen Nikitschern und den Rätetruppen kam es zu einer Schießerei mit Verletzten und einem toten Kind. Pfarrer Anton Szemeliker, dem man vorwarf für den „Bauernaufstand“ verantwortlich zu sein, wurde zum Tode verurteilt und am 10. April standrechtlich erschossen, um ein „Exempel zu statuieren”.

Pfarrer Anton Szemeliker

Pfarrer Anton Szemeliker

Das regionale Blatt der Räteregierung „Der Proletarier“ verteidigte die Hinrichtung von Pfarrer Szemeliker und beschrieb die Lage eine Woche später folgendermaßen: „Ankunft der Roten Garde aus Nikitsch.
Gestern nachmittags gegen 5 Uhr kehrte die „Rote Garde“ aus Nikitsch, welche zur Unterdrückung des von einem fanatischen Pfaffen angezettelten Aufruhrs dorthin entsendet wurde, zurück. Heute wissen auch die Nikitscher Kleingrundbesitzer und alle Arbeitenden dortselbst, daß sie zu den Proletariern gehören und stolz weht daher vom Nikitscher Kirchturm das rote Banner. Den dortigen Großgrundbesitzern ist die Luft zur Empörung gegen die Proletarierherrschaft gründlich verleidet worden. Der Dank hiefür gebührt unseren Rotgardisten, welche in der aufopferungsvollsten Weise ihre Pflicht den Proletarierinteressen gegenüber bewiesen.
Gegen 5 Uhr nachmittags zogen die Rotgardisten unter Führung der Genossen Ganter und Soós vor das Justizpalais, um den Genossen Kellner anläßlich ihrer Rückkehr aus Nikitsch zu begrüßen. Genosse Kellner dankte ihnen im Namen des Direktoriums für den Dienst, welchen sie durch ihr tatkräftiges eingreifen dem Proletariat erwiesen. Er führte weiters aus: Genossen, wer sich gegen die heute bestehende Ordnung auflehnt, gegen den werden wir unbarmherzig vorgehen. Ihr, welche zur Fahne des Proletariats geschworen habt, müßt zu jeder Zeit dieser Eurer Pflicht eingedenkt sein. Euer tatkräftiges Handeln bildet ein leuchtendes Beispiel, daß die Soldaten der Roten Armee entschlossen sind, die Proletarierinteressen bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen, um denselben zu Sieg zu verhelfen. Hoch das Proletariat! (Èljen, èljen, èljen!)“
(Der Proletarier vom 17. April 1919, S. 5)