Kriegsende im November 1918: Die Monarchie zerbricht und die Staatsgewalt existiert nicht mehr. Anarchie und Chaos beherrschen für einige Tage das Land. Es kommt zu Plünderungen, vielfach werden jüdische Bewohner beraubt, und Racheexzessen, wie man der regionalen Zeitung „Grenzpost“, die eher dem „linken Spektrum“ zuzuordnen ist, entnehmen kann.
„Felsöör (Oberwarth). Am 1. und 2. November erlebte die Gemeinde zwei Tage, die der Einwohnerschaft dieses Städtchens in Erinnerung bleiben werden. Viele reiche Bauern plünderten mehrere Kaufleute total aus und ihre Wut war ganz besonders gegen den Notär gerichtet. Es mußte aus Szombathely militärische Hilfe verlangt werden, die dann mit Hilfe von Maschinengewehren auch bald Ruhe verschafften.“
„Darnfalva (Drassburg). Auch bei uns kamen anläßlich der großen Umwälzung von Seite gewisser Elemente, Ausschreitungen vor, wobei den Kaufleuten Mor und Samuel Bondy (Anm. jüdische Kaufleute) sämtliche Fensterscheiben eingeschlagen wurden. Trotz versuchter Anwerbung, kann bei uns weder eine Bürger- noch Nationalgarde gegründet werden, obwohl dieselbe zur Aufrechterhaltung der Ruhe höchst notwendig wäre.“
„Mosonujfalu (Neudorf bei Parndorf). Hiesige Burschen und mehrere pöbelhafte Kerle griffen am 4. November das Gemeindehaus und die Pfarre an und insultierten den Notär und den Pfarrer. Die derart Verletzten wurden in das Pozsonyer (Anm. Pressbrug/Bratislava) Spital gebracht, wo der Notär (Anm. Amtsleiter) seinen Verletzungen bereits erlegen ist“
„Miklóshalma (Nickelsdorf), Der Gemeindenotär Ludwig Farkas mußte samt seiner Familie aus dem Orte wegen gefährlicher Drohungen flüchten.“
(Grenzpost 15. November 1918, S. 2)