Durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten im März 1938 erhofften sich zahlreiche Burgenländer und Burgenländerinnen nach jahrelanger wirtschaftlicher Not einen Wirtschaftsaufschwung, eine Erhöhung des Lebensstandards, Arbeitsmöglichkeiten und höhere Löhne. Das NS-Regime ging auf diese Erwartungen ein und versuchte mit allen Mitteln, die Stimmung zu heben. Mit großem Propagandaaufwand vermittelte es der Bevölkerung das Gefühl, einer Volksgemeinschaft in einem neuen „Wohlfahrtsstaat“ anzugehören. Für die zumeist verarmte burgenländische Bevölkerung war es unmöglich gewesen, auf Reisen zu gehen. Die NS-Organisation „Kraft durch Freude“ (KdF) versprach nun der Bevölkerung einen kostengünstigen Urlaub in fernen Ländern. Angeboten wurden Fahrten nach Madeira, Kreuzfahrten im Mittelmeer, ein Sommerurlaub an der Ostsee und eine Reise in die norwegischen Fjorde. Das Regime wollte den Arbeitern den Eindruck vermitteln, dass sie nun auch an den Privilegien teilhaben können, die bisher nur der „Oberklasse“ zugestanden waren. Noch im März 1938 wurden die ersten Burgenländer zu einer KdF-Fahrt eingeladen. Mit großem Propagandaaufwand wurde diese Reise von der nationalsozialistischen Presse begleitet. Auch die Oberwarth-Sonntags-Zeitung beteiligte sich daran und schreibt:

Die ausgewählten KdF-Urlauber marschieren durch die Eisenstädter Innenstadt.

„500 Burgenländer waren durch eine KdF-Aktion in Deutschland
Am 23 v. M. verließen 500 Burgenländer im Rahmen einer Kraft-durch-Freude-Aktion ihre engere Heimat, um sich in Deutschland von dem gigantischen Aufbauwerk unseres Führers zu überzeugen. An der Aktion nahmen auch von Oberwart sieben Arbeiter teil, die sich mit den übrigen Teilnehmern aus der Umgebung in Wien dem Transport anschlossen. Am 1. D. kehrten die burgenländischen Arbeiter in freudigster Stimmung wieder in ihre Heimatorte zurück. Über ihre während dieser Fahrt gewonnenen Eindrücke erzählt uns der Oberwarter Vorarbeiter Josef Nemeth unter anderen folgendes: „Ich war überzeugt davon Großes und Herrliches zu sehen, daß war draußen freudigst aufgenommen würden, stand in mir auch schon fest. Was ich aber wirklich erleben durfte, hat meine Vorstellungen bei weitem übertroffen. Wir fuhren zuerst nach Plauen, von dort nach Leipzig und über Dresden nach Hamburg. Zu diesem deutschen Riesenhafen konnten wir drei Rundfahrten machen. Mir fehlten die Worte, den dortigen Hafenbetrieb schildern zu können. Es soll Ihnen genügen, wenn ich Ihnen mitteile, daß wir überhaupt während unserer ganzen Fahrt aus dem Staunen nicht herauskamen. Ich bin heute restlos davon überzeugt, daß das, was Adolf Hitler sagt und in seinem Programm verkündete, zu 100 Prozent Wirklichkeit ist. Wir sahen Fabriken mit mustergültigen Betrieben, wie ich sie mir hier gar nicht vorstellen konnte. In Leipzig führte man uns in eine Fabrik, welche mehr als 2000 Arbeiter beschäftigte. Den Arbeitskräften stehen während ihrer Erholungspausen herrliche, lichte Räume zur Verfügung. Für sozial-hygienische Vorkehrungen ist überall in einwandfreier Weiße Sorge getragen. Der Begriff Arbeitslosigkeit ist vollkommen fremd, alles werkt und schafft freudig und so entseht eine Arbeitsgesamtleistung, die die beste Sicherstellung für die Entwicklung des Großdeutschen reiches ist. Ich kehrte in freudigster Stimmung zurück und sehe der Zukunft unseres solange ausgebeuteten und unterdrückten Deutsch-Österreichs mit vollster Zuversicht entgegen.“ (Oberwarther Sonntags-Zeitung vom 10. April 1938 S. 8)