Wie viel Schwarzarbeit verträgt die Wirtschaft? Das ist eine Frage, die immer wieder sehr kontrovers diskutiert wird. Die eine Seite spricht von einem notwendigen „Kavaliersdelikt“, da zahlreiche Arbeitsleistungen für viele unerschwinglich seien. Zudem argumentiert man, dass durch die Pfuschleistungen Wertschöpfung entstehe, von der wiederum andere profitierten bzw. dass das im Pfusch verdiente Geld zu einem großen Teil wieder in der offiziellen Wirtschaft ausgegeben werde. Die andere Seite führt an, dass dem Staat durch die Schwarzarbeit Milliarden Euro an Steuern und SV-Beiträgen entgingen. Große Verlierer des Pfusches seien vor allem die „offiziellen Firmen“, die ihre Steuern und Beiträge ablieferten. So beschwert sich ein Zimmermeister und Sägewerksbesitzer aus dem Bezirk Güssing im Juli 1979 bei der Innung der Zimmermeister:
„Ich habe ihr Rundschreiben erhalten. Unter anderem teilen Sie uns mit, daß jede Baustelle durch eine Firmentafel gekennzeichnet sein muß.
In Bezug darauf teile ich mit, daß Herr X, Zimmerergeselle, durchschnittlich wöchentlich an 4 Baustellen die Zimmermannsarbeit durchführt. Es war noch keine Baustelle mit einer Firmentafel versehen. Zimmerergeselle X arbeitet auf dieser Weise mit teilweiser Deckung (meistens ohne) schon seit 8 Jahren. Der Arbeitsumfang wird immer größer, so daß er mit 15 – 20 Mann dauernd arbeitet. Wir können mit dieser unlauteren Konkurrenz nicht mithalten, denn wir zahlen ja Steuer. So mußten wir in den letzten Jahren unsere Firma laufend verkleinern, hingegen diese Pfuscherfirma immer größer wurde.
Wenn in Kürze nicht etwas Entscheidendes unternommen wird, sind wir gezwungen unsere Zimmerei welche 40 Jahre besteht stillzulegen.
In diesbezüglichen Vorsprachen beim Finanzamt und der Bezirkshauptmannschaft Güssing wurden wir jedesmal an unsere Vertretung, welche schließlich Sie sind, verwiesen.
Anbei sei noch erwähnt, daß das von Herrn X geführte Sägewerk im Schnitt 50 Stunden läuft, wo er sowohl Lohnschnitt durchführt, wie auch selbstgekauftes Holz schneidet. Mit der Bemerkung, daß das Sägewerk zum Teil in den Abendstunden läuft.
In Erwartung baldiger Antwort, beziehungsweise Erle­digung verbleibe ich.“ (WK Burgenland- Archiv, Korrespondenz Präs. 1979)