Der Nationalpark Neusiedler See, Österreichs erster grenzüberschreitender Nationalpark, wurde 1993 feierlich eröffnet. Der Weg dahin war aber lang und teilweise steinig. Schon in der Zwischenkriegszeit gab es, vor allem von wissenschaftlicher Seite, Bestrebungen, ein Großschutzgebiet am Neusiedler See einzurichten. So wurden 1926 erstmals per Gesetz Naturschutzgebiete (Banngebiete) ausgewiesen und in den 1930er Jahren Nutzungseinschränkungen im Bereich Zitzmannsdorfer Wiesen und in den Lackenbereichen der KG Illmitz und Apetlon eingerichtet. Einen Konsens bezüglich Naturschutz zwischen Naturschützern, Grundbesitzern und politischer Ebene war jedoch schwer zu finden. 1947 ergriff der Österreichische Naturschutzbund die Initiative und konnte mit Hilfe von Stiftungen und Spenden 1954 die Biologische Station am Schilfgürtel bei Neusiedl am See errichten. Der Österreichische Naturschutzbund erkannte auch schon früh das Potential, das ein Naturschutzgebiet für den Fremdenverkehr bietet, und richtete so am 29. April 1957 an die burgenländische Landesregierung, Referat Fremdenverkehr, folgendes Ansuchen:

naturschutz

© Naturschutztafel bei der Langen Lacke während der Besatzungszeit.

„Der Österreichische Naturschutzbund hat mit Hilfe finanzieller Mittel, die ein Mäzenatenkreis zur Verfügung stellte, am Neusiedler See ein hauptberuflich tätiges Aufsichtsorgan in Person von Oberförster Edgar Klein angestellt. Hiedurch ist die Voraussetzung für die planmäßige Betreuung der Gebiete Illmitz und Apetlon gegeben, wozu bemerkt wird, daß Pachtverträge mit den Urbarialgemeinden Unter-Illmitz und Apetlon bei einem finanziellen Aufwand von je S 4.000,- im Jahr abgeschlossen wurden. Der Österreichische Naturschutzbund ist nunmehr der Ansicht, daß für diese durch den Fremdenverkehr immer mehr besuchten Gebiete auch seitens des burgenländischen Fremdenverkehrs Maßnahmen getroffen und daher entsprechende Mittel bereitgestellt werden sollten. Es wird hiermit beantragt, im Gebiete Illmitz und Apetlon je 2 verfallene Ziehbrunnen zu errichten. Insbesondere wäre es notwendig, im Bereich von Apetlon an der Langen Lacke und im Bereich von Illmitz am Zicksee je ein Beobachtungsturm für etwa 30 Personen aufzustellen, um den Fremden den notwendigen Einblick in das Tierleben und in die Landschaft zu gewähren. Hiezu wird bemerkt, daß Oberförster Klein sodann beauftragt würde, an jeden Sonn- und Feiertag an Illmitz und Apelton mittels Pferdewagen eine Führung zu Naturschutzgebieten zu unternehmen. Schon jetzt kann gesagt werden, daß eine derartige Maßnahme einmalig für Österreich und entsprechend attraktiv wäre. […]“
(Burgenländisches Landesarchiv. Regierungsarchiv. XII/6-363-57)