Aufzeichnungen des Pfarrers Jukovits:
„1873: Traf ein großes Mißgeschick diese Gegend, besonders aber Apetlon. Schon vorhergehenden Herbst war das Überhandnehmen der Feldmäuse bemerkbar, denn sie machten in dem Kukuruz sehr viel Schaden. Der gelinde Winter war ihrer Zucht beförderlich. Im Frühjahr, da genug Regen war, standen die Saaten so herrlich, daß man sich allgemein ein so fruchtbares Jahr versprach, wie seit Menschens Denken hierorts noch nicht gewesen ist. April traten die Mäuse in ungeheurer Menge auf, die immer mehr wuchs.

Bei der Feldarbeit

Bei der Feldarbeit (Sammlung Gemeinde Wallern)

Sie liefen auf den Feldern ganz ungenirt herum, wie die Hühner in einem Geflügelhofe, und an stillen Abenden konnte man ein fortwährendes Rauschen vernehmen, wie sie im Getreide herumliefen und daran nagten. Bis Mitte Mai haben sie die Weizfelder, die ihnen besonders behagten, sauber gemacht, vorzüglich gegen Walla und St. Andrä zu auf den sogenannten Sieben- & Acht- Mahden. Keine Menschenhand kann die Schnittarbeit so rein verrichten, als diese Thierchen. – Die Stoppeln standen da wie nach dem Schnitte, ein Stoppel so hoch wie das andere, und kein Blatt kein Halm war vorfindlich. Nach dem Weizen ging es über das Korn; das haben sie nur bei den Knospen abgebissen, und die Halmstückchen lagen haufenweise da wie Zündhölzchen. […]. Die Weizenfechsung ist durch sie total vernichtet worden. Kaum einige Bauern gab es, die ihren Weizen zum Brot und Anbau nicht kaufen mußten. Korn- und Gerstefechsung ist über die Hälfte herabgemindert worden. Dazu hatte das Korn auch eine schlechte Blütezeit gehabt, und zeigte somit großentheils leeres Stroh auf. Die Mäuse waren größer als die gewöhnlichen Feldmäuse, mehr rattenartig. Nach der Frucht kam die Reihe auf den Kukuruz, den sie so ziemlich ganz vertilgten, und nachher über die Weingärten. Letzterer Zeit gesellten sich zu den Mäusen die Hamster. In einem Weingarten wurden oft 15- bis 25 Stück ausgetränkt. Es war gerade als kämen die ägyptischen Plagen über unseren Ort. Nach den schönsten Hoffnungen folgte die Aussicht auf großes Elend. Die Leute um das Wenige in ihren Weingärten vor den gefressigen Thieren zu retten, stellten die Weinlese um 14 Tage vor der Zeit an, und erhielten somit einen säuerlichen geistlosen Wein, den ihnen Niemand abkaufen wollte. – Um den Winter mit seiner Familie durchleben zu können, lief alles, was nur ein bischen Hypothek besaß, zu den Sparkassaämtern und zu den Juden, vor denen sich mit diesem allgemeinen Misere ein weites Feld der Spekulationen öffnete. Auf Intervention der Komitatsbehörde wurde die Eintreibung der Steuer auf ein Jahr verschoben, und für die Mäusebeschädigten im Lande gesammelt. Apetlon erhielt in Folge dessen 1000 fl welche laut Verordnung der betreffenden Comitats -Commission unter 40 armen Bauern, die an Credit am meisten herabgekommen waren, zu je 25 f am Vorabende Weihnachtens vertheilt. Daß damit dem wahren Bedürfnisse bei weitem noch nicht abgeholfen, wohl aber in der Gemeinde der Geist des Neides aufgeregt wurde, brauche ich nicht zu erwähnen.“ (Aus: Pinter Paul: Aufzeichnungen über die Gemeinde Apetlon. S. 63)