Die Frauen im Burgenland hatten nicht immer ein leichtes Los zu tragen. In dem lange Zeit ökonomisch benachteiligten Land waren viele Männer gezwungen, einen Arbeitsplatz „in der Ferne“ anzunehmen und zu pendeln. Somit waren die Frauen vielfach genötigt, für viele Bereiche die Verantwortung zu übernehmen. Neben den Tätigkeiten im Haushalt, der Kindererziehung, der Altenbetreuung, aber auch durch ihre Arbeit als Nebenerwerbslandwirtin oder Industriearbeiterin trugen die Frauen wesentlich zum Lebensunterhalt der Familie und zum Aufbau des Burgenlandes bei.
In einer Dokumentation 1977 zeigte der ORF ein Bild von burgenländischen „Pendlerfrauen“, das so mancher Frau nicht gerecht wurde. Eine Frau aus Pinkafeld, die ihre Lebenslage durch Flexibilität, Fleiß und Konsequenz meisterte, forderte in einem Leserbrief, dass der ORF ein anderes Bild von burgenländischen Frauen zeigen sollte:
„Die burgenländische Frau, die am 6. März im Fernsehen gezeigt wurde, kann man nur bedauern, wenn sie um einen Stundenlohn von 20 Schilling arbeitet. Diesen Arbeitgeber müßte man sich genauer ansehen. Pinkafeld ist auch keine Goldgrube, aber immerhin verdient eine Abwäscherin zwischen 25 und 30 Schilling pro Stunde.
Und warum sollen wir arm sein, nur weil unsere Männer in Wien arbeiten? Ich habe zwölf Kinder geboren, davon sind fünf schon verheiratet. Zuhause wohnen noch sechs und zwei Enkelkinder, zwei sind Lehrlinge und sechs sind Schüler. Ich arbeite 40 Stunden pro Woche als Krankenpflegerin. Wenn ich um 15 Uhr nach Hause komme, wird gekocht, gewaschen oder gebügelt. Aber deswegen habe ich auch eine Freizeit. Ich gehe gerne ins Hallenbad und bin beim Roten Kreuz aktiv.
An einen Urlaub habe ich zwar noch nicht gedacht, aber am Wochenende sind wir eine glückliche Familie. Ich möchte das Fernsehen einmal zu mir einladen, um auch eine Pendlerfamilie zu zeigen. Frau X, Pinkafeld“
(BF vom 30. März 1977, S. 14)