Das Wirtshaus ein Sündenpool, ein Ort, an dem unmoralisches und verwerfliches Treiben stattfindet? So sahen das Wirtshaus lange Zeit vor allem die örtlichen „Moralaposteln“, als die zumeist der Pfarrer und der Lehrer fungierten. Wenn eine Frau sich in ein Wirtshaus begab bzw. dort noch tanzte, so wurde dies als besonders verwerfliches Verhalten angesehen, welches durch die örtliche „Intelligenz“ bekämpft wurde. So geschah dies auch in Unterpetersdorf, wie die Zeitung „Radikal“ 1909 berichtete:
„Der Unterpetersdorfer Wirt hat vom Stuhlrichter eine Lizenz erhalten ein Grammophon spielen zu lassen und auch zu tanzen. Er hat aber die Rechnung ohne den Pfarrer und den Lehrer gemacht. Der Pfarrer predigte von der Kanzel, er möchte jene Frau sehen, die in das Wirtshaus gehe und der Lehrer überredete die Laute auf der Gasse ihre Söhne nicht hineinzulassen, ja er stellte sich als Wache vor das Wirtshaus, damit ja niemand hinein gehen könne. Alles dieses jedoch darum, weil nach dem Pfarrer drinnen der Teufel haust. Einem armen Wirt das Geschäft zu verderben ist einem intelligenten Menschen unwürdig.“ (Radikal, 25. April 1909 S. 2)