Der Pädagoge Prof. Dr. Manfred Bönsch schreibt in seinem Artikel „Der Lehrer als Vorbild“ in der Zeitschrift „Wirtschaft & Erziehung“ 2011 über die Vorbildfunktion der Lehrkräfte: „Für viele Schüler sind Lehrende wichtige Bezugspersonen, schließlich verbringen sie einen Großteil ihrer Zeit in der Schule. Somit fungieren Lehrer auch als Vorbilder, denn Heranwachsende suchen nach Orientierung und finden diese in der Regel bei den Erwachsenen. Für Lehrer hängt die Vorbildfunktion u.a. mit dem beruflichen Selbstkonzept zusammen, das sie für sich entwickeln.“
Nicht jeder Pädagoge dürfte sich seiner Vorbildfunktion bewusst gewesen sein, wenn man den Zeitungsartikel in der Zeitung „Radikal“ vom 1. März 1903 liest:
„Sigless am 8. Feber 1903
In der Gemeinde Sigless herrschen derzeit traurige Zustände. Nicht genug, dass es hier eine triste Gemeindevorstehung gibt, sondern auch das Benehmen des Unterschullehrers Rudolf D. lässt ebenfalls viel zu wünschen übrig. Er ist nicht im Lehren, sondern im Trinken tüchtig und streitet oft in seinem Rausch mit den Knaben auf der Straße. Erst unlängst wurde er wegen einem Raufexzess vom Mattersdorfer Bezirksgericht verurteilt. Am 8. Feber l. J. wiederholte er seine Streiche, kam 9 Uhr früh betrunken in die Schule – dies hat ein vorübergehender Bürger bemerkt. Jeder Mensch kann sich vorstellen, was für einen Unterricht D. in diesem Zustand gehalten hat. Sehr häufig kommt es vor, dass er seinen Rausch in der Schule während der Unterrichtszeit ausschläft.“ (Radikal vom 1. März 1903, Seite 3)