Laut Pendlerstatistik der Statistik Austria hatten 2019 von den etwa 133.000 erwerbstätigen Burgenländerinnen und Burgenländern knapp 100.000 ihren Arbeitsplatz außerhalb der Wohngemeinde. Damit verzeichnet das Burgenland mit 81 % den größten Pendleranteil in Österreich. Davon pendeln ca. 50.000 in eine andere Gemeinde des Burgenlandes, ca. 50.000 arbeiten in einem anderen Bundesland. Jede/jeder Zweite fährt nach Wien, ca. 15.000 nach Niederösterreich. Von den Pendlerinnen und Pendlern pendeln 15 % wöchentlich, der überwiegende Teil (85 %) aber täglich. Der Anteil der Wochenpendler ist im Südburgenland (ca. 22 %) sowie im Mittelburgenland (ca. 18 %) erheblich höher als im Nordburgenland, wo nur knapp 11 % wöchentlich pendeln. (https://bgld.arbeiterkammer.at/service/broschuerenundratgeber/akstudien/Mobilitaet.pdf)
In der Fernsehsendung „Horizonte“ wurde 1965 das Problem der burgenländischen Wanderarbeiter und Pendler behandelt und damit einem größeren österreichischen Publikum vorgestellt. Dabei wurden die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Hintergründe bzw. Auswirkungen der Wanderarbeit aufgezeigt und die Hoffnung ausgesprochen, dass das Pendelwesen bald der Vergangenheit angehören werde. In dem Fernsehinterview erklärte Landtagspräsident Dr. Fred Sinowatz dazu: „[…] Es gib im Burgenland fast 23.000 Pendler. Ein Teil von diesen kommt nur einmal wöchentlich nach Hause, andere wieder in Abständen von 14 Tagen oder gar nur innerhalb eines Monats. Das bringt große wirtschaftliche Schwierigkeiten mit sich. Dem Land entsteht dadurch ein Konsumverlust von 300 Millionen Schilling, der bei einem Landesbudget von 400 Millionen eine bedeutende Summe ausmacht. Man kann daraus ersehen, daß es in erster Linie ein soziales Problem ist, was die Menschen betrifft, und ein wirtschaftliches, das dem Land zu schaffen macht. Das Land hat sich bemüht, durch Betriebsansiedlungen neue Arbeitsplätze zu schaffen, in denen aber vorwiegend Frauen Beschäftigung finden. Die Zahl der Pendler ist in den letzten Jahren größer geworden. Wir ringen mit diesem Problem und suchen nach brauchbaren Lösungen. […] Die Wanderarbeiterfrage ist für unser Land das große Problem unserer Zeit. Die Ursachen liegen in der extremen Randlage und in den Verkehrsverhältnissen. Die schrittweise Verbesserung der Verkehrsverhältnisse hat die Wanderarbeit etwas gemindert. Aus dem Wanderarbeiter, der im Frühjahr in die Fremde zog und im Herbst zurückkam, ist der Wochenpendler geworden, der nun öfters bei seiner Familie sein kann. […]“.
Daraufhin nahmen sich auch verstärkt sozialdemokratische Politiker dem Thema an und auch das Parteiblatt „Burgenländische Freiheit“ (BF) thematisierte die Wanderarbeit der Burgenländer in einem umfangreichen Beitrag vom 20. November 1965. Dabei meinte der burgenländische Direktor der Arbeiterkammer Dr. Heinrich Kapaun dazu: „Wir glauben, daß die Pendler in Zukunft seßhaft gemacht werden können, allerdings nicht von heute auf morgen. Dazu muß die Wirtschaftsstruktur des Landes grundlegend geändert werden. Es müßten die erforderlichen Maßnahmen getroffen werden. Das Fremdenverkehrsgesetz, das Wirtschaftsförderungsgesetz und vor allem eine zeitgemäße Regionalplanung im ganzen Land sind eine notwendige Voraussetzung. Der Landtag und die Landesregierung müßten die gesetzlichen Voraussetzungen dafür schaffen.“ (BF vom 20. November 1965. S. 7)