Kriegsgefangene des Ersten Weltkrieges wurden als Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, Industrie, im Gewerbe und zudem verstärkt im infrastrukturellen Bereich, im Straßen- und Eisenbahnbau, bei der Flussregulierung oder bei Meliorationsarbeiten eingesetzt. Das größte Projekt im heutigen Nordburgenland war zweifellos der Straßenbau von Királyhida/Kaisersteinbruch nach Sásony/Winden über das Leithagebirge. 1914 waren 15.500 russische Kriegsgefangene mit dem Bau der fünf Kilometer langen und acht Meter breiten Straße beschäftigt. Die Unterbringung der Arbeitskräfte stellte sich jedoch als Problem heraus, wie ein Schreiben vom 21. August 1915 der Gemeinde Winden/Sásony an das k.u.k. Kriegsgefangenenlager in Kaisersteinbruch/Királyhida zeigt:

Russenstraße

Errichtung der Straße von Kaisersteinbruch nach Winden über das Leithagebirge (im Volksmund „Russenstraße“ genannt) durch russische Kriegsgefangene 1914/1915.

„Von den Kriegsgefangenen, die bei den durch das Militär in der Richtung Sásony – Császárköbánya geführten Straßenbauarbeiten beschäftigt sind, sind ca. 85 in Sásony, in der dortigen staatlichen Kinderbewahranstalt bequartiert. Seinerzeit habe ich selber dieser Einquartierung beigestanden, da in der Elementarschule ein leeres Local vorhanden war, in welchem die Kinderbewahranstaltspflichtigen unterrichtet werden konnten. Jetzt wird aber dieses leer gewesene Local durch die Schule in Gebrauch genommen, wodurch die Kinderbewahranstaltspftlichtigen ohne Localität bleiben würden. Mit der Intentation des hohen Ministeriums und auf Grund der Urgenz der Unterrichtsbehörde bin ich gezwungen beim löblichen Kommando anzusuchen, die in der staatlichen Kinderbewahranstalt in Sásony einquartierten russischen Kriegsgefangenen dringend, spätestens aber bis 30. August laufenden Jahres, unbedingt delogieren und mich hierüber dringend verständigen zu wollen.“
Daraufhin berichtet das k.u.k. Kriegsgefangenenlager Bruck-Királyhida an das k.u.k. Kriegsministerium am 31. August 1915:
Laut beiliegender Zuschrift des Oberstuhlrichteramtes Nezsider muß die Volksschule in Säsony bis längstens 30.d.M. geräumt werden. Nachdem in Sásony keine geeigneten Quartiere für 100 Kriegsgefangene zur Verfügung stehen, müssen diese anderweitig untergebracht werden. Laut Rücksprache mit dem den Straßenbau Sásony – Császárköbänya leitenden Baurat Julius Forster werden die 300 Kgf nach wie vor in Sásony benötigt und dies umsomehr, als die Reparatur der Straße Sásony – Bruck projektiert ist. Es wird daher vorgeschlagen, 100 Kgf mit der entsprechenden Anzahl Wachmannschaft in dem nächst liegenden Szeleskut (Breitenbrunn) unterzubringen, woselbst die erforderlichen Quartiere vorhanden sind.“
Nur kurze Zeit später wurde die Schule in Sásony geräumt und 100 Kriegsgefangene in Scheunen in Breitenbrunn untergebracht.
(Bruckner: Die Kriegsgefangenen- und Internierungslager auf Burgenländischen Gebiet während des 1. Weltkrieges. In: Postgeschichte des Burgenlandes. Band 2. S. 214-215)