Am 11. März 1938 rissen die Nationalsozialisten im Burgenland die Macht an sich. In den nächsten Monaten war NS- Führer Dr. Tobias Portschy als kommissarischer Landeshauptmann und Gauleiter des Burgenlandes tätig. Während dieser Zeit erließ er radikale Gesetze und ging äußerst rigoros gegen Gegner und Minderheiten vor, um sich politisch ins Rampenlicht zu setzen und seine Karriere voranzutreiben. Auch die „Volksabstimmung” über den Anschluss an Deutschland sollte unter allen Umständen zu einem „völligen Erfolg” führen. Der Aufruf vom 25. März 1938 des Gauwahlleiters Dr. Portschy, bei der Volksabstimmung mit Ja zu stimmen, lautet:

Tobias Portschy

Dr. Tobias Portschy während der Machtübernahme vor dem burgenländischen Landhaus am 11. März 1938 (© Burgenländisches Landesarchiv)

„Viereinhalb Jahre hat uns ein volksfeindliches Regime niedergezwungen. Wir wurden verfolgt, in Kerker geworfen, viele gaben ihr Leben. Kameraden, die Blut und Ehre, die die Freiheit ihres Volkes als Parole auf ihre Fahne geschrieben, waren Freiwild in Österreich. Das Volk hasste dieses Regime des Verrates und der Schande. Die jüdisch-bolschewistische Internationale aller Länder stützte es. Diese schwarze Aera ist nun endgültig vorbei. Österreich ist wieder frei, Österreich ist nun für immer eingegliedert in die deutsche Volksgemeinschaft. Wir sind ein Volk geworden. Dies gilt es zu bekennen!
Alle Kräfte müssen freigemacht werden für die Durchführung der Volksbefragung!
Insbesondere ordne ich an:
1.) Die Führer der burgenländischen Privatwirtschaft haben ihre Angestellten und Arbeiter soferne sie in der Bewegung unentbehrlich sind, dienstfrei zu geben. Den Arbeitern und Angestellten darf daraus kein Schaden erwachsen.
2.) Jeder Autobesitzer, soferne er Arier ist, meldet sich sofort beim zuständigen Kreiswahlleiter. Er hat seinen Wagen während des Wahlkampfes der Partei zur Verfügung zu stellen.
Der Gauwahlleiter: Landeshauptmann Dr. Portschy”
(Feymann Walter, Die langen Schatten der Vergangenheit. Oberwart 2015. S.260)