Nach dem Muster der anderen Bundesländer begann sich die burgenländische Bauernschaft Mitte der 1920er Jahre zu organisieren. Aufgrund eines Landesgesetzes vom 13. März 1925 in der Fassung vom LGBL. 71 aus 1926 wurde die Errichtung der Burgenländischen Landwirtschaftskammer beschlossen. Die erste Landwirtschaftskammerwahl fand am 16. Jänner 1927 statt. Zuvor wurde ein intensiver Wahlkampf des christlich-sozialen Bauernbundes, der sozialdemokratischen Liste der Kleinbauern und Kleinpächter und des Landbundes geführt. Dabei versuchte die sozialdemokratische Liste mit Flugblättern mit antisemitischen Untertönen die Wähler für sich zu gewinnen:
Kleinabuern„Was ein burgenländischer Bauer am 16. Jänner 1927 wissen muß. […] Warum soll ich nicht den christlich-burgenländischen Bauernbund wählen?
Weil hinter diesem, die mit Schmutz und Schande beladene christlichsoziale Partei, die 2000 Milliarden Steuergelder gestohlen hat, um sie der verkrachten Centralbank zu schenken; weil dieser „christliche“ Bauernbund in allen österreichischen Ländern das Spargeld der Bauern jüdischen Spekulanten in die Hände gespielt hat. […] Warum trauen sich die christlichsozialen Bauernführer nicht mehr vor ihre niederösterreichischen und steirischen Wähler?
Weil die Buresch, Stöckler, Rintelen, Dechant Prischnig, Milliarden von Bauerngeldern zusammen mit polnischen Juden an der Börse verspielt haben und sich fürchten, daß ihnen die Bauern dies mit Dreschflegeln heimzahlen. […]“
Verleger, Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: Hans Bögl. (Archiv der LK Burgenland)