Nach der Angliederung des Burgenlandes an Österreich machte man sich Gedanken, welche wirtschaftlichen und sozialen Maßnahmen unbedingt notwendig seien, um die bestehende, vielfach prekäre Situation im neuen Bundesland zu verbessern. Ein Auszug aus dem Pressebericht der Arbeiterzeitung vom 21.3.1922 gibt darüber Auskunft:
„Verwaltungsaufgaben im Burgenland
Eine der dringendsten Aufgaben der Verwaltung wird es sein, die Verkehrsverhältnisse südlich von Ödenburg zu verbessern. Es fehlt vielfach an Straßen, so wäre von St. Martin nach Marz eine Straße höchst notwendig. Der Zugsverkehr ist unzureichend, im südlichen Teil fehlt ein Zug, der morgens von Deutschkreutz wegfährt und abends wieder zurückkommt. Die vom Bundesheer zum Teile durchgeführten Straßen- und Brückenausbesserungen müssen fortgesetzt werden, das Telefon- und Telegraphennetz muss ausgebaut werden. Der Raidlingbach, der in Gegend bei Großwarasdorf stark versumpft, muss reguliert werden. In Unterpullendorf, wo die Seidenraupenzucht betrieben wird, ist die Anlage einer Seidenspinnerei zweckmäßig, da die Bevölkerung, die früher nach Raab lieferte, um den Absatz der Cocons besorgt ist. Wichtig ist auch die Mehlversorgung, da die Banditen einen großen Teil der Ernte verschleppt haben. Salz, Zucker, Kaffee, landwirtschaftliche Geräte müssen eingeführt werden, ebenso Petroleum. Bei Errichtung von Tabaktrafiken sollen burgenländische Invalide berücksichtigt werden. Auch die sanitäre Versorgung seien infolge des Ärzte- und des Spitalsmangels von Wichtigkeit. Ferner wünsche die Bevölkerung die Entfernung der ungarischen Lehrer und den Ausbau des Schulwesens auf moderner Grundlage. Durch Belebung der Bautätigkeit soll auch die im Burgenlande bestehende Wohnungsnot abgeschafften werden.“
(BLA. Polizei 1922. 4-5. 601-900. Zl. 634)