Schmuggel war seit jeher ein einträglicher Nebenerwerb der Bewohner diesseits und jenseits der Grenze – insbesondere, wenn ein Produkt auf der einen Seite um ein Vielfaches billiger war. Je organisierter die Schmuggler waren, desto schwerer war deren Bekämpfung. Die burgenländisch-österreichischen Zöllner hatten oft ihre liebe Not.
Die Burgenländische Polizeiabteilung an das Bundesministerium für Finanzen in Wien am 26. 9. 1923:
„Laut Bericht der Bezirkshauptmannschaft Eisenstadt, ist in diesem Bezirke der Weinhandel vollkommen zum Stillstand gekommen. Dieser Umstand wird erhobenermassen auf die hohe Weinsteuer zurückgeführt, die eine Verbilligung des inländischen Weines und seinen Wettbewerb mit den billigen ungarischen Weinen ausschliessen. Die weitere Folge davon ist ein aussergewöhnlicher Kleinschmuggel an der burgenländisch-ungarischen Grenze.
So meldet ein Kriminalbeamter schon zu wiederholtenmale [sic!] an der Grenze Agendorf – Loipersbach an der Waldes-Lisiere in der Zeit zwischen 9 -12 h nachts eine grössere Bande Weinschmuggler, darunter einige mit Gewehren bewaffnet, angetroffen wurde und sich beim Erscheinen der österr. Finanzorgane unter lauten Drohungen und Verwünschungen in den Wald zurückzogen.
Ein anderer Kriminalbeamter meldet: Der Weinschmuggel aus Ungarn nimmt in letzter Zeit immer grösseren Umfang an und wird von den ungarischen Zollbehörden gegen das Zollübereinkommen, noch begünstigt. Von Ödenburg aus fahren Wagen, auf welchen kleinere Butten und Fässer mit Wein verladen sind bis knapp an die österreichische Grenze und dort wird der Wein von den Schmugglern übernommen und nach Österreich gebracht.
Das ungarische Zollamt in Agendorf verzollt täglich bis zu 30 Hektoliter Wein. Als Zoll sollen 4 ungarische Kronen pro Liter eingehoben werden.
Die österr. Zollwache, welche in Loipersbach stationiert ist, kann diesen Übelstand, mit Rücksicht auf den ausgedehnten Rayon (bis zu 4 Gehstunden) und wegen des geringen Personalstandes (7 Organe) nicht mit der nötigen Energie entgegengetreten und dadurch entgehen den österreichischen Staate an Zoll- und Steuergeldern enorme Beträge. […]“
(Burgenländische Landesarchiv. BH-Akten. Bez. Hauptmannschaft Eisenstadt. 10. Vorfallenheitsberichte 1923. Zl. 4-11/62/1923)