Schon in der Zwischenkriegszeit gab es, vor allem von wissenschaftlicher Seite, Bestrebungen, ein Großschutzgebiet am Neusiedler See einzurichten. Insbesondere Ornithologen erkannten schon früh die Einzigartigkeit der Region und waren wohl mitverantwortlich, dass nach hartnäckigen Verhandlungen und beharrlichem Bemühen Einzelner und des Naturschutzbundes der Nationalpark Neusiedler See–Seewinkel, der erste grenzüberschreitende Nationalpark Österreichs, 1993 umgesetzt werden konnte.
Die Vogelbeobachter, heute auch „Birdwatcher“ genannt, freuten sich über die Errichtung des Nationalparks und engagierten sich weiterhin für die Natur- und Vogelwelt der Region, wie ein Leserbrief aus dem Jahr 1994 im „Geschnatter“, der Nationalparkzeitung, zeigt:
„Liebe Redaktion!
Wir sind eine Gruppe Schweizer Ornithologen, die seit 30 Jahren das Burgenland, insbesondere den Seewinkel bei Illmitz den heutigen Nationalpark besuchen. Das „Geschnatter“ haben wir bereits abonniert.
Zum Schutze der Vögel hätten wir einige Anregungen zu machen:
1) Wäre es möglich, vermehrte Fahrverbote für Motorfahrzeuge aufzustellen? Im Mai 1994 waren wir Zeuge, wie Deutsche, aber auch Schweizer, ein Blaukehlchenrevier schonungslos mit dem Auto befuhren – wir nen­nen diese Menschen „Asphaltornithologen“.
2) Bei den Busparkplätzen in der Nähe des Strandbades brüten alle Jahre die Flußregenpfeifer im Kiesbelag. Genau zur Brutzeit April – Mai wurden diese Plätze gewalzt und die am Boden gut getarnten Nester zerstört. Könnte man diese Arbeiten nicht vorverlegen?
3) In ihrer Rubrik „Stimmen“ sprach sich eine Biologie-Lehrerin für Bootsfahrten im Schilf aus. Sie sollte doch wissen, daß dadurch das Brutgeschäft der Schilfbrüter gestört würde.
4) Die Vielfalt der Blumen und Pflanzen entzückt uns jedesmal. Wie heißen sie doch alle? Wir vermissen einen ausführlichen Blumenführer!
Nochmals herzlichen Glückwunsch zum Nationalpark.
Ihre Sylvia Schneeberger“
(Geschnatter 1994. Nr. 4. Dezember)