Adolf Hitler übernahm am 30. Jänner 1933 in Deutschland als Reichskanzler die Macht. Einige burgenländische Gemeinden nahmen dies zum Anlass, Adolf Hitler zum Ehrenbürger ihrer Gemeinde zu ernennen. Die Wochenzeitung „Burgenländische Heimat“ berichtet am 13. Mai 1933 darüber. Dabei hebt sie besonders hervor, dass es sich dabei um evangelische Gemeinden handelt:
weppersdorf„Mörbisch. Zum Maisegen brachte uns der Gemeinderat, bestehend aus 7 Landbündlern, 4 Sozialdemokraten und 3 Christlichsozialen, eine besondere Überraschung: Reichskanzler Hitler wurde Ehrenbürger der Gemeinde Mörbisch. Dafür stimmten die 7 Landbündler und einer von den Christlichsozialen; alle 8 evangelisch. Von den zwei katholischen Christlichsozialen war einer krank, der andere, sowie die 4 Sozialdemokraten stimmten dagegen. Aus diesem Abstimmungsergebnis ist zu ersehen, daß Hitler wohl zum Ehrenbürger der evangelischen Kultusgemeinde, nicht aber als Ehrenbürger der Gemeinde Mörbisch gewählt hätte werden sollen. Die übrigen Bürger der Gemeinde sind der Ansicht, daß sich Hitler derzeit sowohl für die Gemeinde selbst als auch für das übrige Osterreich noch keine Verdienste erworben hat. Daher sollte diese Hitler-Anbetung besonders gläubiger Protestanten-Gemeinden ganz einfach verboten werden.”
Auch in Oberschützen und Unterschützen wird Adolf Hitler die Ehrenbürgerschaft verliehen. Unter dem Titel „Woher der Wind weht!” schreibt die „Burgenländische Heimat” am 13. Mai 1933: „Ein paar evangelische Gemeinden des Burgenlandes hatten es für notwendig gefunden, Hitler zu ihren Ehrenbürger zu ernennen. […] Die Gemeinde Oberschützen besitzt ein evangelisches Gymnasium und eine evangelische Lehrerbildungsanstalt, außerdem ist in dieser Gemeinde der Sitz des Superintendenten des Burgenlandes. Nun hat der Gemeinderat dieser Gemeinde einstimmig beschlossen, Adolf Hitler zum Ehrenbürger zu ernennen. Die Gemeinde Unterschützen, eine Nachbargemeinde von Oberschützen, ist der Wohnort des landbündlerischen Nationalrates Grabenhofer, hat nun ebenfalls mit acht gegen zwei Stimmen das Vorgehen der Gemeinde Oberschützen nachzuahmen, beschlossen. Diese beiden Gemeinden sind protestantisch und es hatten die Christlichsozialen dort so gut wie keine Stimmen erhalten! Als seinerzeit der seither verstorbene Dr. Ratz aus Rust auf der christlichsozialen Liste kandidierte, ging er am letzten Tage vor der Wahl nach Oberschützen, um dort eine Wahlrede zu halten. Der Vater von Dr. Ratz war nämlich mehrere Jahre hindurch Pfarrer in Oberschützen. Das Ergebnis dieser Wahlrede waren zwei Stimmen, da die gesamte Bevölkerung geschlossen für den Landbund stimmte. Heute ist diese Gemeinde geschlossen für die Nationalsozialisten! Eine weitere Bemerkung ist daher überflüssig.“ (Artinger Heribert, Chronik Rust. S.164)