1935: ein Jahr der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheit im Burgenland. Ein Brief aus Zagersdorf an die Verwandtschaft in den USA verdeutlicht dies:
„Lieber Onkel,
Am Beginn meines Schreibens grüße ich euch alle und teile euch mit, dass wir Euren Brief bekommen haben, was uns sehr gefreut hat. Wir sind Gott seid Dank gesund, was wir euch auch wünschen. Pius ist in Wien Fleischhauer. Er hat immer Arbeit und Johann hat geheiratet und das hat sie euch auch geschrieben. Ich bin allein zu Hause mit den Eltern. Ihr habt uns geschrieben, dass bei euch in Amerika es sehr schlecht ist. Auch bei uns ist es nicht gut – wenn ich irgendwohin arbeiten gehe, verdiene ich an einem Tag zirka 3 kg Schweinefleisch; 1 kg kostet 2 Schilling. Pius verdient in 45 Stunden 65 Schilling. Sie haben uns geschrieben, dass ihr uns etwas schicken wollt, aber es ist nicht notwendig. So viel Geld, was wir benötigen, haben wir noch. […] Bei uns in Wien gab es Kämpfe und im Dorf sind die Christlichen mit Gewehren herum gegangen. Und die Sozialdemokraten haben bei uns den Kanzler Dr. Dollfuß ermordet. […] Aber jetzt gibt es Frieden. […] Die Johanna hat gut geheiratet. Sie hat einen Bauer als Mann und besitzt 19 Joch Feld und ein Gasthaus. […] Heuer haben wir 5.000 Liter Wein erhalten, aber leicht werden wir ihn verkaufen. 1 Liter kostet 40 Groschen. […] Jetzt grüße ich euch noch einmal herzlichst. Sani Klikovitsch“
(Sammlung Brigitte Krizsanits, Eisenstadt)