Da die Verkehrswege zwischen Österreich und Ungarn vor 1921 beinahe durchwegs von Ost nach West ausgerichtet waren, fehlte nach dem Anschluss des Burgenlandes an Österreich eine Nord-Südverbindung im neuen Bundesland. Mit der Angliederung musste nun die Infrastruktur, insbesondere das bestehende Eisenbahnnetz, neu organisiert werden, weil die Bahnlinien vielfach nicht an das österreichische Netz angeschlossen waren. So fehlte eine Verbindung vom Südburgenland zum steirischen Bahnnetz vollkommen. Von den geplanten Projekten wurde 1925 jedoch nur die Strecke Pinkafeld–Friedberg, und damit eine Eisenbahnverbin­dung nach Wien, fertiggestellt. Auch in den folgenden Jahren gab es immer wieder Forderungen nach einem besseren Bahnnetz im Süd- und Mittelburgenland.
Am 12. Jänner 1926 berichtete das Polizeikommissariat in Eisenstadt der Polizeiabteilung in der Burgenländischen Landesregierung über die fehlende Infrastruktur und machte auch auf die politische Komponente aufmerksam:
„[…] Im Oberpullendorfer- und Güssinger Bezirke wird der Mangel einer direkten Bahnverbindung mit Wien bzw. Innerösterreich stark und nachteilig empfunden. Die Viehmärkte sind gut beschickt, doch finden sich mit Rücksicht auf die elenden Bahnverbindungen, die Verfrachtung über Ungarn und damit verbundenen hohen Spesen keine Käufer.
Im Interesse der Viehzucht und der Landwirtschaft beider Bezirke einerseits, der Versorgung der großen Bevölkerungszentren Wien, Wr. Neustadt und Graz aus diesen beiden, an Vieh, landwirtschaftlichen Produkten, namentlich aber an Obst reichen Bezirken andererseits, macht die endliche Inangriffnahme entsprechender Bahnverbindungen bzw. schon Bahnprojekte mehr wie wünschenswert. Die Bahnverbindungen wären auch politisch und völkisch von nicht zu unterschätzender Bedeutung, da die Bewohner dieser Bezirke, vom Hinterland abgeschnitten bzw. ohne jede Verbindung gelassen, zum Besuche der leichter zu erreichenden ung. Städte Ödenburg, Güns. Steinamanger und Körmend förmlich gedrängt werden.
Die Intelligenz des Landes ist außer Stande die deutschen Kulturzentren Wien, Wr. Neustadt und Graz und deren Theater und Konzerte, zu erreichen.“
(BLA. Polizei 1926. 1-100. Zl. 46/26)