Das Burgenland war als Grenzland am „Eisernen Vorhang“ auch immer wieder Schauplatz von Fluchtbewegungen. Besonders spektakulär war eine Fluchtaktion im Mai 1982. Die Presse beschrieb diese am 24. Mai 1982:
„Vier DDR-Bürger sind am Samstagmittag in Österreich mit einem Flugzeug gelandet und gleich darauf verschwunden. […] Es war etwa 13.10 Uhr am Samstag, als sich eine kleine Sportmaschine dem Flughafen Pinkafeld im Südburgenland näherte. Entgegen allen Gepflogenheiten meldete sich die Maschine nicht mit ihren Daten, der Pilot suchte auch nicht um Landeerlaubnis an. „Um 13.17 Uhr setzte die Vilga, ein für vier Personen zugelassenes Flugzeug polnischer Bauart, einfach auf, berichtete ein Augenzeuge, der Privatpilot Magister Norbert Jungel, der „Presse”. „Wir sahen vier Leute, zwei Erwachsene und zwei kleine Kinder aussteigen. Die vier entfernten sich ohne sich umzusehen oder sich bei uns zu melden in schnellem Schritt in Richtung Bundesstraße.” Die am Flugplatz Anwesenden sahen das Grüppchen dann noch einige Zeit am Straßenrand stehen, „als ob sie auf jemanden warteten”, meinte Jungel, „dann waren sie plötzlich weg”. Man vermutet, daß sie ein Auto aufgenommen hat. Wo sie hingebracht wurden, konnte bis Sonntagabend noch nicht eruiert werden.
FluchthelferDie Sportmaschine hob bereits drei Minuten später, um 13.20 Uhr, wieder von Pinkafeld ab. Schon in der Luft meldete sich dann der Pilot über Funk. Jungel, der sich zum Zeitpunkt des Geschehens gerade in der Luft befand, hörte den Funkverkehr mit. „Der Pilot nannte seinen Namen, buchstabierte ihn sogar, aber über Funk ist alles recht schlecht zu verstehen. Er gab an, aus Punitz, einem Flughafen bei Güssing, zu kommen und dorthin zurückkehren zu wollen. Wir konnten das bundesdeutsche Kennzeichen der Vilga erkennen.” Tatsächlich landete das Flugzeug wenig später am Flugplatz von Wiener Neustadt und nicht nur ein Pilot, sondern auch sein Begleiter entstiegen. Die beiden aus der Bundesrepublik Deutschland stammenden Piloten befinden sich zur Zeit in Schubhaft und werden im Innenministerium verhört. Ihre Namen werden mit Eduard Sch. (38) und Wolf Sch. (32) angegeben. Sie stammen aus dem Saarland, sind jedoch keine Brüder. „Offenbar ist aber der Kontakt der Fluchthelfer zu der Familie abgerissen, und sie wollen deshalb nichts sagen”, lautet die Auskunft im Innenministerium.
Die beiden Piloten gaben lediglich an, eine Familie aus der DDR nach Österreich befördert zu haben. Noch weiß man nicht, wo die Maschine tatsächlich gestartet ist, man weiß jedoch, daß sie über Ungarn nach Österreich eingeflogen ist. Die Maschine steht in Wiener Neustadt und wird ebenfalls gründlichst durchsucht.“
(Die Presse vom 24. Mai 1982. o.S.) (Dank an Mag. Norbert Jungel für den Hinweis und Zeitungsartikel)