In vielen Orten des Burgenlandes sprach man den örtlichen Gasthäusern eine gewisse politische Nähe zu. Diese Gasthäuser wurden zumeist auch von den bestimmten vermeintlichen Gesinnungsgenossen bevorzugt. Auch in der sogenannten „hohen Politik“ spielte die Gasthauswahl wohl eine entscheidende Rolle, wie man anlässlich einer Feierstunde 1961 entnehmen kann.
Ein besorgter niederösterreichischer ÖVP-Landtagsabgeordneter aus Wiener Neustadt richtete an Herrn Landesrat Josef Lentsch folgendes Schreiben:
„Sehr verehrter Herr Landesrat!
Durch Zufall hörte ich, dass am 28. August die Burgenlandfeier stattfinden soll. Im Anschluss daran wäre angeblich vorgesehen, das Essen im Wr. Neustädter Arbeiterheim durchzuführen.
Ich darf Sie, hochverehrter Herr Landesrat, bitten, sich dafür einzusetzen, dass diese Absicht fallen gelassen wird. Es gibt in Wr. Neustadt genug andere Möglichkeiten und ich bin gerne bereit notfalls Anschriften von Gastwirtschaften bekanntzugeben. Es muss nicht ausgerechnet das sozialistische Arbeiterheim hiefür herangezogen werden.
Mit Parteigruss!
Der Geschäftsf. Hauptbezirksparteiobmann
Landesrat Josef Lentsch zeigte sich in einem Antwortschreiben „einsichtig“ und versprach bei LH-Stellvertreter Wastl zu bewirken, ein anderes Lokal heranzuziehen. (BLA XII/1961 o.Z.)