Waren die Großbetriebe bei der Mechanisierung vor dem Krieg Vorreiter gewesen, so begann man im Frühsommer 1945 wegen des verlorenen Maschinenparks und der tierischen Zugkräfte praktisch wieder bei Null. Vor dem Kriegsende und dem Einmarsch der Roten Armee standen dem Wittmannshof bei Halbturn, einem Betrieb mit rund 1000 ha Fläche, sechs eisenbereifte und sechs gummibereifte Traktoren mit 14 Anhängern zur Verfügung. Im Juli 1945 waren auf dem Hof nur noch ein Lanc Bulldog Traktor mit 28 PS, der immer wieder wegen Ersatzteilmangel ausfiel, und zwei Anhänger. Die Erntearbeiten kamen deshalb nur sehr schleppend voran und die Herbstarbeiten waren auf Grund der fehlenden Maschinen kaum möglich. In den Wochenberichten der Gutsverwaltung heißt es diesbezüglich:

© Peter Limbeck, Nickelsdorf – Ford Traktor F in den 1930er Jahren in Nickelsdorf

„15.-21.7.1945:
Es ist nur ein Traktor vorhanden, der immer wieder durch kleinere Reparaturen ausfällt, die Ackerung wird dadurch sehr in Frage gestellt, wenn nicht gar unmöglich. Für den vorhandenen Dampfpflug fehlt der Brennstoff. Ob der Rapsdrusch möglich ist, hängt davon ab, ob irgendwie Treibriemen (alte Feuerwehrschläuche) beschafft werden können. Durch Pferdezug wurden aus Schwechat 2 Fässer Gasöl und 2 Fässer Petroleum geliefert. Viehstand: 6 Pferde (davon 2 Leihpferde von Personal) und 6 Ochsen

29.7.-4.8.1945:
Erntearbeiten infolge Traktorschäden nur sehr schleppend. An Raps wurden nur 1,5 dz/Joch geerntet, wegen des sehr späten Drusches. Da kein Tropfen brauchbares Motoröl vorhanden ist, kam es beim Traktor zu einem Lagerschaden, der erst in 3-4 Tagen behoben sein wird.

12.8.-18.8.1945:
30 Joch durch den Traktor und 27 Joch durch Ochsenpflüge geackert. Kein Tropfen Motoröl ist mehr vorhanden, der Traktor muss stehen und es kann nicht geackert werden. Wenn das nötige Öl nicht beschafft werden kann, ist ein Herbstanbau unmöglich.“ (Archiv der Güterdirektion Halbturn. 1945. Wochenberichte der Gutshöfe)