Der Pöttschinger Michael Stumpf lernte um 1850 in Baden bei Wien die Weichselkultur kennen und brachte sie nach Pöttsching und Umgebung. Die Weichselhölzer ließen sich gut verkaufen, weshalb diese Kultur bald in den meisten Orten des Bezirkes betrieben wurde. Den Höhepunkt erreichte der Anbau in den Jahren 1880 bis 1890. Die vierjährigen Triebe wurden geschnitten und zu Spazierstöcken, Pfeifenrohren, Zigarren- und Zigarettenspitzen verarbeitet und vielfach auch nach Frankreich, England, Deutschland und Österreich exportiert. Pöttelsdorf allein lieferte damals jährlich etwa 330.000 Weichselschüsse nach Wien. Die wichtigsten Verarbeiter gab es in Sauerbrunn, Baumgarten, Siegersdorf (NÖ), Schattendorf. Ab 1900 begannen mit Schädlingsbefall und niedrigen Preisen Krisenjahre. (Hahnenkamp Hans. Die Verwertung landwirtschaftlicher Produkte. In: Agrarland Burgenland. Eisenstadt 2018. S. 477)
Die Zeitung „Radikal“ berichtete am 8. Dezember 1912 über das abgelaufene Wirtschaftsjahr:

Weichselstockkultur

Weichselstockkultur in Walbersdorf vor 1938

„Die Pöttelsdorfer Weichselröhrenkulturen blieben in diesem Jahr vom Hagel verschont, dafür kommt der „Hagel“ in der Gestalt der gedrückten Preise. Die Weichselröhrenfabrikanten haben ein Kartell geschlossen und die Preise – den Balkankrieg zum Vorwand genommen – pro Röhrl auf 8 bis 10 Heller herabgedrückt. Bei solchem Preis wird nicht einmal der Arbeitslohn bezahlt, da die Röhren drei Jahre lang wachsen müssen, geschweige die auf den Weichselkulturen lastende höhere Steuer. Es wäre Zeit, dass sich die Produzenten zu einer Genossenschaft vereinigen, die den Preis ihrer Erzeugnisse selbst bestimmen würde.“
(Radikal vom 8. Dezember 1912, S. 2)
Tatsächlich wurde kurze Zeit später eine Genossenschaft für die Weichselrohrproduktion in den Gebieten Pöttelsdorf und Walbersdorf geschaffen. Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zu einer neuen Blüte. 1929 betrug die gesamte Fechsung 750.000 Stück, wobei die Hälfte der Produktion in Walbersdorf produziert wurde. Vier Fünftel der gesamten Weltproduktion entfielen damals auf das Burgenland. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging er Absatz rasch zurück, die Weichselanlagen verschwanden allmählich.