Am Abend des 11. März 1938 übernahmen die Nationalsozialisten im Burgenland die Herrschaft. Bereits einen Tag später, am 12. März 1938, ließ die Bezirkshauptmannschaft Neusiedl am See an die Bevölkerung des Bezirks Neusiedl am See folgenden Aufruf, der sowohl den Umgang mit den Gegnern als auch die neuen Herrschaftsstrukturen regelte, öffentlich verlautbaren:
„Volksgenossen und Volksgenossinnen!
Nach 4 ½ jährigen Kampf hat die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei von Österreich die Macht im Staate ergriffen. Die Landesregierung wurde vorläufig von dem geschäftsführenden Landeshauptmann Dr. Portschy übernommen. Dieser hat mich mit der prov. Leitung der Bezirkshauptmannschaft Neusiedl am See betraut. Kraft meines Amtes bestimme ich wie folgt:
Ich erwarte von der Bevölkerung des Bezirkes Neusiedl am See und insbesondere von den Nationalsozialisten strengste Disziplin. Ausschreitung gegenüber den bisherigen Terroristen haben unbedingt zu unterbleiben. Diese sind nach vorheriger Anfrage bei der Bezirkshauptmannschaft Neusiedl am See zur Verhütung von Ausschreitungen in Schutzhaft zu nehmen.
Die von der zurückgetretenen Regierung eingesetzten Bürgermeister haben sich der weiteren Geschäftsführung zu enthalten.
Die Amtmänner haben sich sofort mit dem jeweiligen Ortsgruppenleiter der nationalsozialistischen Partei in Verbindung zu setzen und unter deren Kontrolle die Amtsgeschäfte bis auf weiteres zu führen.
Der Sicherheitsdienst bleibt ausschließlich der Gendarmerie im Zusammenwirken mit der SA und SS vorbehalten.
Die Beamtenschaft hat den Dienst mit der Hakenkreuzarmbinde zu versehen, als Amtsgruß gilt der deutsche Gruß. „Heil Hitler!”
Der prov. Leiter der Bezirkshauptmannschaft Neusiedl a. See: Dr. Pießlinger e.h.
(Weiß Petra, Walpurga Antl, Bruck-Ujfalu – Királyhida. Bruckneudorf- Eine wechselvolle Geschichte an der Leithagrenze. Mattersburg o.J. S. 101)