Der größte Ledererzeuger im damaligen Ödenburger Kammerbezirk war die Lederfabrik Spitzer in Eisenstadt, die 1817 in Unterberg, heute Unterberggasse Nr. 16, von Abraham Spitzer gegründet worden war. Die Fabrik verfügte um 1880 über 14 Lohgruben für 160 bis 250 Häute, 200 Lohbottiche für je 20 Häute, zwölf Äscher und 40 Alaun- bzw. Beizbottiche. Erzeugt wurden Sohlenleder, Terzen, gezogene, genähte, braune und glatte Kuhhäute, Blankleder, Brustblätter, Maschinenriemen und Alaunleder, etwa 10.000 bis 20.000 Stück pro Jahr. Eine Erweiterung des Fabrikgeländes wurde der Firma aus hygienischen Gründen untersagt.

Eisenstadt

Gräber von Moritz, Sohn und Nachfolger von Abraham Spitzer, und seiner Gattin Hedy am Jüdischen Friedhof in Eisenstadt
© Jüdisches Museum Eisenstadt

Im Bescheid des Vizegespans vom 1. September 1895 wurde unter anderen ausgeführt: „Die in Unterberg-Eisenstadt gegenwärtig noch im großen Maße herrschende gastrische Fieber-Epidemie lässt darauf schließen, dass die überfüllten Wohnungen der enge zusammengebauten Häuser eine ständige Gefahr für die öffentliche Sanität darstelle. Mit Rücksicht darauf, dass die Errichtung einer neuen Fabrik, welche in der lebhaftesten Gasse der Gemeinde geplant wird, nicht nur eine größere Anzahl von Arbeitern beschäftigt, sondern das zu verarbeitende Material auch auf die Luft in infizierender Weise Einfluss übt, kann aus öffentlichen Rücksichten der Bau nicht bewilligt werden“.
Erst 1903 konnte die Fabrik bedeutend vergrößert und eine neue Dampfmaschine aufgestellt werden. Die Erzeugnisse gingen damals nach Österreich, Bosnien, Serbien und Deutschland. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Fabrik aufgelassen. (Agrarland Burgenland. Eisenstadt 2017. S. 478)