Karl Halaunbrenner, der jüdische Postenkommandant von Großpetersdorf, wurde bei der Machtübernahme der Nationalsozialisten im März 1938 verhaftet, im Kerker misshandelt, schließlich in das KZ-Lager Dachau und später nach Buchenwald gebracht, wo er ermordet wurde. 60 Jahre später versuchte eine überparteiliche Initiative, den ermordeten Widerstandskämpfern im Heimatort ein würdiges Gedenken zu ermöglichen. Dabei wurden die betroffenen Bürgermeister gebeten, den örtlichen Opfern ein Erinnerungszeichen zu setzen. Der Bürgermeister von Großpetersdorf hatte bzgl. einer Zeichensetzung seine Zweifel und meinte in einem Antwortschreiben vom 14. Juli 1998:
„Im Besitze Ihres Schreibens teilen wir Ihnen mit, daß wir Ihr Engagement hinsichtlich der Aufarbeitung der Vergangenheit und der vom Naziregime ermordeten Widerstandskämpfer begrüßen und berichten Ihnen zu Ihrem konkreten Anliegen folgendes: All das, was während der Zeit des NS-Regimes unzähligen Menschen unseres Landes und der ganzen Welt an Leid, Tod, Gewalt und Haß widerfahren ist, läßt sich nicht vergessen machen und soll jedem von uns mahnendes Beispiel für zukünftiges Tun und Handeln dem Nächsten gegenüber sein.
Selbstverständlich soll gerade jenen Österreicherinnen und Österreichern, die für die Freiheit und Wiedergeburt unseres Landes kämpften und oftmals ihr Leben lassen mußten, immerwährend gedacht werden. Zu der von Ihnen angeregten Aufstellung eines Mahnmales in unserer Gemeinde, mit welchem dem in Großpetersdorf wirkenden Karl Hallaunbrenner gedacht werden soll, erlauben wir uns nach vertrauensvollen Informationen von Zeitzeugen mitzuteilen, daß der Genannte nicht immer im Sinne der heimischen Bevölkerung gehandelt hat und durch die Art und Weise seiner Amtsführung und Einstellung sehr umstritten war. Zu Recht meinen daher die damaligen Zeitzeugen, würde eine namentliche Nennung von Karl Hallaunbrenner einer Verhöhnung vieler anderer Menschen gleichkommen.
Ob die Einrichtung eines derartigen Mahnmales in unserer Gemeinde deshalb jenen Stellenwert hat, den man sich davon verspricht, bleibt dahingestellt. […]
Bei der Nennung von Namen einzelner vergißt man vielerorts, den Mut, die Kraft und denselben Einsatz sowie das Leid der anderen zu nennen und läuft Gefahr, gerade dadurch eine Gedenktafel zu einem ‘unerwünschten Mahnmal’ zu machen. Mit der höflichen Bitte, diese Gedanken in jenem Geiste zu verstehen, der diesem Schreiben zugrunde liegt, verbleibt mit freundlichen Grüßen Der Bürgermeister“
(Wagner Peter. Requiem. Den Verschwiegenen. Ein Versuch über den Widerstand. Station 2 Karl Halaunbrenner. Oberwart 2002)