Im Herbst 1944 begannen entlang der Reichsgrenze im Osten die Bauarbeiten der „Reichsschutzstellung“ oder „Südostwall“ genannt, die/der das Deutsche Reich vor der nahenden sowjetischen Armee sichern sollte. Als Arbeitskräfte wurden auch tausende junge Männer, die aus besetzten Gebieten ins Reich verschleppt wurden, eingesetzt. Einer dieser Zwangsarbeiter war der 20-jährige Tscheche Ladislav Sima.
© Sammlung Brettl, HalbturnEr berichtet in einem Brief von den unmenschlichen Bedingungen beim Arbeitseinsatz: „Ende des Jahres 1944 wurden tausende junge Männer aus Böhmen und Mähren, Jahrgänge 1921 bis 1923 im Rahmen des „Totaleinsatz” nach [sic!] Burgenland verschleppt. Sie sollten dort an Festungsarbeiten eingesetzt werden. In Halbturn waren ein paar Hunderte von solchen Zwangsarbeitern untergebracht, und ich war auch dabei. Wir haben in Scheuern im Stroh geschlafen. Unser Arbeitstag begann immer um 4 Uhr mit dem Morgenappell auf die Hauptstrasse von Halbturn, dann gingen wir zu Fuss nach Mönchhof und von dort mit dem Zug nach Neusiedl am See. Und von dort wieder zu Fuss ein Paar Kilometer hinter die Stadt, wo wir in nächsten Umgebung an Panzergraben im Walde arbeiteten. Unser Arbeitstag endete um 16 Uhr am Bahnhof von Neusiedl, wo wir das Mittagessen bekamen, d.h. einen halben Liter Eintopf/meistens gekochte weisse Rüben. Dann wieder die Reise mit dem Zug nach Mönchhof und von dort neuerlich zu Fuss nach Halbtum, wo wir noch einen halben Liter Tee bekamen. Diese tägliche Lebensmittelration war mehr als ungenügend, aber wir könnten uns nichts kaufen. Wir sättigten unseren Hunger mit gebratenen Mais, den fanden wir noch in Mais-Tschardaken, oder wir gruben in den Feldern nach vergessenen Kartoffeln. Ausser Hunger plagte uns auch schlechte Hygiene. Kein WC stand uns zur Verfügung und zum Waschen diente uns ein Teich hinter den Scheunen. Als aber diese im Winter einfror, da war keine Möglichkeit zum Waschen mehr da. Unsere Leben war sehr schwer damals, wir litten an Haut- und Verdauungskrankheiten, und es plagten uns auch die Insekten. […]“ (Sammlung Brettl, Halbturn)