Jahrhundertelang lebten die Roma am Rande der Gesellschaft und am Rande der Orte und waren zudem Diskriminierung, Stigmatisierung, Marginalisierung und Verfolgung ausgesetzt. Von den rund 300 Roma, die vor dem NS-Terror bis 1938 in Oberwart lebten, kehrten kaum 20 Roma in ihre Heimat zurück. Vielfach waren sie jedoch auch nach 1945 am Arbeitsmarkt und in der Dorfgemeinschaft ähnlichen Stigmatisierungen ausgesetzt wie schon in den Jahren zuvor. Nachdem im Wiener Magazin „Extrablatt“ 1977 ein Artikel von der Ausgrenzung der Roma, welche auch auf dem katholischen Friedhof sichtbar sei, berichtete, schrieb ein Mitarbeiter der „Liga für Menschenrechte“ einen Brief an den örtlichen Pfarrer, in dem er um Aufklärung bat. Stadtpfarrer Dr. Ladislaus Trieber rechtfertigte sich folgendermaßen:
„Sehr geehrter Herr Professor!
Zu ihrer Anfrage über das „Zigeuner-Ghetto von Oberwart” darf ich Ihnen folgende Korrekturen mitteilen;

  1. Anläßlich des Baues des neuen Krankenhauses wurden die Zigeuner von Oberwart umgesiedelt. Ein Teil von Ihnen bezog Häuser, die die Stadtgemeinde für sie errichten ließ, ein Teil wohnt in Eigenheimen neben der Siedlung. Es gibt aber auch Familien, welche im Ort wohnen, so etwa in der Buchengasse und Grazerstraße.
  2. In den Matriken war seit jeher der Beruf der Eltern des Täuflings vermerkt. Bis vor kurzem war diese Eintragung bei Zigeunern mangels eines “ordentlichen Berufes” eben Zigeuner. Pfarrer Eugen Raffel, der an und für sich für die Zigeuner sehr viel übrig hat, ist bereits betagt (Geburtsjahrgang 1903). Seit einigen Jahren ist er bereits in Pension und hilft gelegentlich aus. Dabei ist ihm sicherlich infolge seiner Verkalkung der Lapsus in der Eintragung in der Taufurkunde passiert.
  3. Im katholischen Friedhof von Oberwart gibt es wohl einen eigenen Bereich für die Zigeunergräber. Bei der Ordnung des Friedhofes wurde jedoch diese Separation aufgehoben und die Gräber in den normalen Verband einbezogen. Dabei wurde es notwendig, einige Gräber zu verlegen, um die “Apartheid” zu beenden.

Ich hoffe, Ihnen mit diesen Korrekturen gedient zu haben und stehe Ihnen für etwaig weitere Auskünfte jederzeit gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen Dr. Ladislaus Trieber“
(Sammlung Gerhard Baumgartner, Wien)