Als ein Schotterwerkunternehmer seine Kiesgrube bei Neudorf/Novo Selo auf der Parndorfer Platte zu einer Reststoffdeponie umfunktionieren will, regt sich im Ort Widerstand. Um Behörden, Politik und Anrainer aufzurütteln, formiert sich 1992 die „Umweltschutz-Bürgerinitiative Neudorf“ und nimmt den Kampf gegen die Errichtung der Deponie auf. Man befürchtet die Belastung des grundwassersensiblen Gebietes durch kontaminierte Baurestmasse bzw. Reststoffe, Belastungen durch Feinstaub, Abgase, Lärm und erhöhtes Verkehrsaufkommen. Die Initiative informiert Medien durch Presseberichte und Konferenzen, organisiert Demonstrationen bzw. Straßenblockaden und wendet sich an die Bezirkshauptmannschaft, Landesregierung und den Nationalrat mit Petitionen und Protestbriefen. So beispielsweise am 1.2. 1993:

9. April 1993 Demonstration – halbseitige Straßenblockade in Parndorf

„Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Ermutigt durch Ihre Aussagen vom 26.1.1993 ersuchen wir Sie um weitere Unterstützung. Da sowohl Sie als auch wir von der Betreiberfirma über gewisse Punkte des Deponieprojektes im Unklaren gelassen wurden, wollen wir Stellungnahmen bzw. Untersuchungen zu nachfolgenden Punkten:

  1. In welchem Zusammenhang steht die geplante Deponie mit dem burgenländischen Abfallkonzept?
  2. Welche Auswirkungen hat die geplante Deponie auf uns und unsere Region?
  3. Da die Betreiberfirma ihrem Versprechen, die Bevölkerung ausreichend zu informieren, nicht nachkommt, ersuchen wir Sie um Zugang zu allen von der Firma der Landesregierung vorgelegten Gutachten.
  4. Wir wollen neue, unabhängige Gutachten zu folgenden Fragen:

Woher kommt der Müll? – Wieviel fällt an? – Welche Art von Müll (detaillierte Angaben!)? – Welche Auswirkungen ergeben sich durch Luftverfrachtungen? – Welche unmittelbaren und mittelbaren Auswirkungen des Projektes ergeben sich auf Mensch, Fauna, Flora, Boden, Wasser, Luft, Klima, Landschaft sowie die durch die Wechselwirkungen zwischen diesen Faktoren? – Welche unmittelbaren und mittelbaren Auswirkungen ergeben sich auf Sachgüter und das kulturelle Erbe? […]

  1. Abschluß einer Vereinbarung zwischen Bürgerinitiative Neudorf und der Betreiberfirma unter Aufsicht des Landes Burgenland.
  2. Zuordnung des Genehmigungsverfahrens zur Gewerbeordnung (Ausschaltung des Umweges über das Berggesetz). […]
  3. Wozu überhaupt eine Deponie, wenn diese Deponie nicht im öffentlichen Interesse des Landes liegt?
  4. Da dieses Projekt eine überregionale Bedeutung hat und Bevölkerung das Land und die Bürgerinitiative nicht daran interessiert sind, dieses Projekt zustandekommen zu lassen, will die Bürgerinitiative, um nicht Ihre Position öffentlich schwächen zu müssen, im Vornhinein von Ihnen über die geplanten Schritte informiert werden.

Mit bestem Dank im voraus für eine prompte Abwicklung verbleiben wir mit freundlichen Grüßen, die Bürgerinitiative Neudorf – Sprecher: Mag. Ladich Harald, Mag. Miletich Felix, Dr. Skodler Wolfdieter“
P.S.: Erst 2010 konnte der „Kampf“ gegen die geplante Deponie gewonnen werden.