Dem 1. Mai werden viele verschiedene Bedeutungen zugesprochen. So werden als Symbol der Fruchtbarkeit auf den Dorfplätzen am Vorabend des 1. Mai im Rahmen von Feierlichkeiten Maibäume gestellt und dieses Brauchtum wird mit Tanz- und Musikveranstaltungen etc. umrahmt. Adel und Großbürgertum feierten jahrhundertelang an diesem Tag den Auftakt des „Erwachens der Natur“ mit Fahrten ins Grüne oder Gartenkonzerten. Seit 1890 wird der 1. Mai zudem als internationaler Tag der Arbeit in aller Welt gefeiert, wobei man mittels Mai­aufmärschen zentrale Forderungen der Arbeiterschaft kundtat. Die Forderung, dass der 1. Mai auch ein freier Arbeitstag sein solle, wurde in Österreich in der Ersten Republik im Jahr 1919 erfüllt. Mit dem Gesetz vom 12. November 1919 wurde der Tag zum Staatsfeiertag erklärt. Der Tag wurde von den Sozialdemokraten bis zum Verbot 1933 für Kundgebungen genutzt. So hatte auch in den burgenländischen Dörfern, insbesondere in denen, die als sogenannte Arbeiterdörfer galten, der 1. Mai eine große Bedeutung.
Dies zeigt ein Bericht des Gendarmerieposten Großpetersdorf vom 2. Mai 1925 über die Maifeier und deren Verlauf an die Bezirkshauptmannschaft in Oberwart:
„Von 7 – 12 Uhr zog eine Musikkapelle in den Straßen und am Kirchenplatz in Großpetersdorf umher, verschiedene Weisen spielend.
Um ca. 11 Uhr hielt der sozialdemokratische Bezirkssekretär der Bezirksorganisation in Großpetersdorf, Alois Wessely, vor einer ca. 200 zählenden Volksmenge eine Ansprache über die Bedeutung des Tages.
Um ca. 14 Uhr kam von Jabing ein Zug Arbeiter und Kinder ca. 80 Personen mit einer eigenen Musik nach Großpetersdorf, worauf sich ein gemeinsamer Zug und dieser zum Ortseingang (gegen Oberwart) zog.
Dort wurde Herr Landeshauptmannstellvertreter Leser empfangen und hierauf ein Umzug auf den Kirchenplatz vorgenommen. Am Kirchenplatz hielt Landeshauptmannstellvertreter Leser von einer ca. 600 Personen zählenden Volksmenge eine ½ Stunde dauernde Rede über die Bedeutung des 1. Mai, Einführung der österr. Schulen im Burgenlande und streifte kurz das Thema Hindenburg als Reichspräsident und die Zusammenhaltung der Arbeiterschaft gegen eine kommende Reaktion, als Folge der Wahl des Hindenburg zum Staatsoberhaupt in Deutschland.
Nachher fand im Vereinsgasthaus Schock eine Tanzunterhaltung statt. Der ganze Verlauf der Maifeier verlief ohne Störung und es kam zu keinerlei Ausschreitun­gen.“ (BLA. Polizei 1925. 666-1200. Zl. 941/25)