Im Zeitraum von 1922 bis 1935 emigrierten über 70.000 Österreicher. Jeder Dritte stammte aus dem bevölkerungsarmen Burgenland. Vor allem im südlichen und mittleren Burgenland, wo der wirtschaftliche Druck besonders spürbar war, erreichte die Abwanderung extrem hohe Werte. So lebte 1939 etwa ein Fünftel der Bevölkerung des Bezirkes Güssing in Amerika. Die bereits Ausgewanderten ermunterten die Daheimgebliebenen, das Burgenland ebenfalls zu verlassen und nachzukommen, da das Burgenland keine Perspektiven bot.
So schrieb Franz Mandl 1929 an einen Daheimgebliebenen: „Du schreibst, dass du Pilgersdorf verlassen möchtest. Wenn du vielleicht Lust auf Kanada hast, so kannst du schon kommen, aber du musst noch ein wenig warten, bis ich ein eigenes Heim habe. (…) Hier kann man leichter zu einer Existenz kommen als in Österreich. Man muss halt Geduld haben, denn auf einmal geht das nicht. Zuhause wäre ich immer ein armer Schlucker geblieben. Hier erhoffe ich mir eine bessere Zukunft.“
(Knasar Doris: Liebe Eltern in Frieden ergreife ich die Feder an eich einige bar zeilen zu schreiben. In: … nach Amerika. Burgenländische Forschungen, Sonderband IX. Eisenstadt 1992. S. 203)