Im Duden wird das Wort Kulturpolitik mit den Worten „Gesamtheit der Bestrebungen des Staates, der Gemeinden, Kirchen, Parteien, Vereine und Verbände zur Förderung und Erhaltung der Kultur“ beschrieben. Bezüglich der Gestaltung der „richtigen“ Kulturpolitik gibt es aber immense Auffassungsunterschiede zwischen Politik und Kulturschaffenden. Auch im Burgenland machten sich „kreative Menschen“ 1991 Sorgen um die Kultur und richteten an den Landeshauptmann Karl Stix einen Offenen Brief:

© Sammlung Eduard Sauerzopf, Künstlerdorf Neumark an der Raab

„[…] Das Schwergewicht der Kulturpolitik des Burgenlandes (Anm. des Verf.) liegt bei Festival-Veranstaltungen und Landesausstellungen, die das verfügbare Budget unverhältnismäßig belasten und eine kontinuierliche Arbeit im Lande nahezu unmöglich machen. Reine Fremdenverkehrs-Veranstaltungen sollten nicht mehr aus dem Kulturbudget finanziert werden. Stattdessen sollte die Förderung einer zeitgenössischen Kultur zugutekommen, die das Burgenland, seine Geschichte und Gegenwart ernstnimmt und die schöpferischen Menschen dieses Landes repräsentiert.
Wir machen uns Sorgen:
daß Film und Presse im Burgenland nicht gefördert werden, daß es kein funktionierendes Verlagswesen gibt, die Lesebereitschaft absinkt, die Mittel zur Förderung bildender Kunst oder Literatur beschämend niedrig sind und Theatergastspiele eingekauft werden müssen. Das kreative Potential des Burgenlandes – Schauspieler, Regisseure, Bühnenbildner, Tänzer und Musiker – ist weitgehend abgewandert und arbeitet außerhalb der Landesgrenzen.
Wir machen uns Sorgen:
daß das Burgenland zum Erholungsraum und Transitland degradiert wird, zu einer bedeutungslosen Randzone ohne eigenen kulturellen Anspruch, der den traditionellen Gegebenheiten der Mehrsprachigkeit, der Vielfalt der Konfessionen etc. eines Grenzlandes in keiner Weise mehr gerecht wird. Daß nur noch Unterhaltungswert und Fremdenverkehrsattraktionen etwas zählen und der kulturelle Ausverkauf nicht mehr aufzuhalten ist. […] Aus aktuellem Anlaß fordern wir, daß die Kulturzentren wirklich zu Zentren werden, die auch Impulse aus ihrer unmittelbaren Umgebung aufzunehmen und weiterentwickeln. Die Leitung sollte nur eine Persönlichkeit übernehmen, die auch das Vertrauen der autonomen Initiativen besitzt und eine fruchtbare Zusammenarbeit ermöglicht.
Gezeichnet von 77 burgenländischen Kulturschaffenden.“
(In: Geschriebenstein. Zeitschrift für Gesellschaft und Kultur. Heft 3)