Die „Nationalsozialistische Volkswohlfahrt“ (NSV) gründete zur Unterstützung Bedürftiger die Organisation „Winterhilfswerk“ und wollte mit diesem Projekt die Idee der „NS-Volksgemeinschaft“ untermauern. Die Spendensammlungen für das Winterhilfswerk wurde einerseits bei Arbeitnehmern am Arbeitsplatz bzw. vielfach durch Haus- und Straßensammlungen vom Bund deutscher Mädel (BdM) eingehoben. Auch in Müllendorf wurde 1940 von den Nationalsozialisten eine Spendenaktion durchgeführt. Die Spendenfreudigkeit der Bevölkerung wurde dabei genau kontrolliert bzw. eingemahnt. So schreibt der Kreisleiter von Eisenstadt an Stefan Ackerl in Müllendorf im Februar 1940:
„Das Kriegswinterhilfswerk 1939/40 hat die Aufgabe, alle die durch den Krieg entstandenen Nöten [sic!] im deutschen Volk zu lindern. Dazu gehört auch das Werk des Deutschen Roten Kreuzes. Wer also für das Winterhilfswerk 1939/40 opfert, opfert nicht allein für die Gesunderhaltung armer Volksgenossen, sondern für die Genesung rekonvaleszenter Soldaten. Für diesen Zweck gibt jeder Volksgenosse soviel [sic!], dass man seine Gabe wirklich als Opfer ansprechen kann.
Sie haben als Spende für die Kirchenturmuhr den Betrag von RM 10.- gegeben. Nachdem Sie nun über das Kriegswinterhilfswerk aufgeklärt sind, ist zu erwarten, dass Sie ihre Geberfreudigkeit für dasselbe im Vergleich zu Ihrer Spende für die Kirchenturmuhr entsprechend berichtigen, sodass man auch bei Ihnen von einem Opfer sprechen kann.
Sie werden daher eingeladen, täglich von 8 h – 17 h in das beim Bürgermeister aufliegende Opferbuch für das Kriegswinterhilfswerk des Deutschen Volkes, Ihre Zeichnung einzutragen.
Der Ortsgruppenleiter wird mir von Ihrem Opfer für die deutsche Volksgemeinschaft, die auch für Sie kämpft, genau so berichten, wie er mir von Ihrer Spende für die Kirchenturmuhr berichtet hat.
Heil Hitler! Der Kreisleiter Brauner“

Hinweis: Am 12. Oktober 2023 (18.00 Uhr, Mehrzweckhalle) findet in Müllendorf eine Lesung aus dem Konvolut der „Ackerl-Briefe“ statt.