Während des Krieges bestand in der Landwirtschaft die Zwangswirtschaft, wobei mittels Lebensmittelkarten und Bezugsscheinen die Versorgung geregelt wurde. Wohl blieb die Zwangswirtschaft nach dem Kriege in der Besatzungszeit bestehen, doch die Ausgangslage verschlechterte sich durch die Kriegsereignisse während des Einmarsches erheblich. Der Viehbestand und die Lebensmittelvorräte wurden durch die Requirierungen der deutschen Wehrmacht und der Roten Armee und durch die Plünderungen derartig reduziert, dass die Selbstversorgung empfindlich gestört und die Bewirtschaftung der Felder nur sehr eingeschränkt möglich war. Da das Burgenland in den ersten Monaten nach der Befreiung keine westlichen Hilfslieferungen erhielt, war man auf sowjetische Hilfsleistungen angewiesen, die jedoch nicht ausreichend waren. Der Bevölkerung und den Behörden war bewusst, dass sie sich selbst organisieren und versorgen mussten. Der Bürgermeister von Eisenstadt und Bezirksvorsteher rief vor der Ernte zur Zusammenarbeit aller auf:
Der beauftragte Bürgermeister für Eisenstadt und Bezirk. An alle Ortsvorsteher des Bezirkes Eisenstadt, am 14. Juni 1945.
Wir stehen vor der Ernte. Es ist unsere heilige Pflicht unsere ganze Kraft in den Dienst der Sicherung der Volksernährung zu setzen. Die Gemeindevorstehung soll schon jetzt die notwendigen Vorarbeiten betreiben, dass zur gegebenen Zeit die Ernte rasch hereingebracht werden könne. Nachbargemeinden sollen einander beistehen, denn nur Selbsthilfe kann uns vor schweren Schäden bewahren. Wie ich aus mehreren Besprechungen mit dem Ortskommandanten entnehmen konnte, besteht wenig Hoffnung darauf, dass die Landwirtschaft zeitgerecht die notwendigen Maschinen, Betriebsstoffe usw. erhalten wird. Wir sind auf unsere eigene Kraft angewiesen, wieder mit Sense und Sichel zu ernten und mit Handmaschinen den Drusch zu besorgen. Es wird eine harte Arbeit sein, aber unsere brave Burgenländer werden auch diese Aufgabe restlos lösen. Etwas Vorrat an Geräten dürfte in Eisenstadt noch aufzutreiben sein. Die Nachfrage nach Pferdegeschirr, Wägen, Motore ist aber bis auf weiteres zwecklos.
Der beauftragte Bürgermeister für Eisenstadt und Bezirk Franz Elek.“
(BLA, Ereignisse 1945 – 1955. Bezirk Eisenstadt)