In beinahe allen jüdischen Gemeinden des Burgenlandes fand man vor der NS-Machtübernahme jüdische Volksschulen. Jüdische Schüler, in deren Dörfern es keine jüdische Schule gab, gingen in die örtliche christliche Schule. Vermögende und weniger religiös eingestellte jüdische Familien ermöglichten ihren Kindern, vor allem den Buben, eine höhere Schulbildung außerhalb der kleinen burgenländischen Dörfer. Die Jungen besuchten entweder das Gymnasium in Eisenstadt oder Mattersburg, die Hauptschulen in den Bezirksorten oder eine höhere Schule in Wien oder Ungarn. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1938 mussten die burgenländischen jüdischen Volksschulen nach der Vertreibung der Bevölkerung geschlossen werden und die jüdischen Schüler und Studenten, die an höheren Schulen lernten, wurden im März/April 1938 aus den Schulen verwiesen. Die nationalsozialistische „Grenzmark Zeitung“ des Burgenlandes berichtete im November 1938 in rassistisch-antisemitischem Wortlaut:
„Weitere Maßnahmen gegen die Juden
Reichserziehungsminister Rust […] hat […] mit sofortiger Wirkung eine Anordnung erlassen, laut welcher Juden der Besuch deutscher Schulen nicht gestattet ist. Sie dürfen nur in jüdischen Schulen ihren Unterricht erhalten.
Ein Gesetzesentwurf, wonach kein Jude mehr zum Studium an deutschen Hochschulen zugelassen wird, ist in Vorbereitung. Es versteht sich wohl von selbst, daß nach dem Verbrechen von Paris an keinen deutschen Lehrer das Ansinnen gestellt werden kann, Judenbengeln Unterricht zu erteilen. Auch können fürderhin deutsche Schüler nicht mehr mit den Sprößlingen der verhaßten Parasiten in einem Klassenraum weilen. Nun werden endlich Lehrer sowie Lernende vor den Provokationen der Eindringlinge befreit sein. Die Judenkinder aber brauchen ihrerseits nicht mehr Tränen der Wut vergießen, wenn ihrem Volke von deutschen Lehrern eine der Wahrheit dienende Würdigung zuteil wird.
Die Hochschulen jedoch können durch die Anordnung des Reichserziehungsministers wieder ausschließlich Stätten des Idealismus sein und werden keinen Fremdling mehr Gelegenheit zur Vorbereitung schmutziger Geschäfte geben“ (Grenzmark-Zeitung, 20. November 1938. S. 2)