Der landwirtschaftliche Besitz der Joiser Bauern war relativ klein, sodass dieser mit Weinbau und Obstbau intensiv betrieben wurde. In den Weingärten befand sich um 1938 mit 15.000 Kirschbäumen der größte Bestand des Burgenlandes. Die Kirschen waren für einen großen Teil der Bevölkerung ein kostbares Gut, da das Kirschengeld ein wichtiger Bestandteil des Einkommens war. Dementsprechend wurden die Kirschen wie ein „Schatz“ bewacht und verteidigt. Um den Peter- und Paul-Tag 1871 kam es zu einem dramatischen Zwischenfall, als Soldaten vom Brucker Lager den Joiser Hotter aufsuchten.

Kirschenernte in Jois (© Museumsverein Jois)

Kirschenernte in Jois (© Museumsverein Jois)

„Die Presse” schildert in einem Bericht vom 5. Juli 1871 den tragischen Vorfall:
„Aus Bruck an der Leitha erhält das ,Frtbl.’ die Mittheilung, daß am verflossenen Donnerstag, den 29. Juni, ein Soldat des Infanterieregimentes Kronprinz Rudolf Nr. 19 von Bauern des benachbarten ungarischen Ortes Jois erschossen und zwei andere Soldaten desselben Regimentes durch Gewehrschüsse verwundet wurden. Veranlassung zu diesem Attentate soll angeblich gewesen sein, dass die Soldaten beabsichtigten, von den, den Bauern des benachbarten Ortes gehörigen Obstbäumen Kirschen zu nehmen. Man erzählt, daß die Weingartenbesitzer in der Umgebung des Brucker Lagers wiederholt Ursache hatten, den Besuch ihrer Grundstücke durch Soldaten aus dem Lager beklagen zu müssen.
Am 29. Juni (Feiertag Peter und Paul) scheinen die Insassen des Dorfes Jois abermals befürchtet zu haben, daß sich Soldaten aus dem Brucker Lager zum Besuche ihrer Weingärten verlocken lassen könnten, was sie verhindern wollten und weshalb sie sich in Gruppen zusammenschlössen, um einen eventuellen Angriff auf ihr Eigenthum zurückzuweisen. Eine solche Gruppe Bauern traf nun drei Soldaten des Kronprinz Rudolf Infanterieregimentes an dem Rande eines Weingartens harmlos sitzend, forderten dieselben aber ziemlich barsch auf, sich von da zu entfernen, da sie hier nichts zu suchen hätten.
Die Soldaten wollten aber nicht vom Platze weichen, es kam zum Streite und zu gegenseitigen Beschimpfungen, schließlich räumten jedoch die unbewaffneten Soldaten der Übermacht der Bauern, deren zirka ein Dutzend waren, weichend das Feld und begaben sich auf den Rückweg ins Lager. Als die Soldaten schon eine ziemliche Strecke von den Bauern entfernt waren, schleuderte einer der ersteren einen Stein gegen die Bauerngruppe, worauf die mit Gewehren bewaffneten Bauern, deren Zahl auf drei angegeben wird, dieselben auf die drei Soldaten abfeuerten, infolge dessen einer tot am Platze blieb und die beiden anderen nicht unerheblich verwundet wurden. Die Gewehre waren mit Schrot und gehacktem Blei geladen. Die Untersuchung führt militärischerseits ein delegierter Auditor, von Seite des Zivils das Stuhlrichteramt in Neusiedl am See. Die Attentäter sind bereits eruiert und befinden sich vorläufig in Haft beim Stuhlrichteramte Neusiedl.” (Aus: Franz Hillinger, Hexen, Tod & Teufel. Geschichte und Geschichten aus Jois, Oberwart 2015, S.29)