In den Jahren 1919 bis 1923 wanderten 13.638 Burgenländer nach Amerika aus. Die Zahl der Emigranten wäre sicherlich noch höher gewesen, wenn nicht die US-Behörden für jeden Staat eine bestimmte Quote an einwanderungsberechtigten Personen festgelegt hätten. Für Österreich bedeutete dies, dass aus Österreich maximal 7.442 Personen jährlich einreisen durften. Dies hatte zur Folge, dass Auswanderungswillige neue Zielgebiete wie den Westen Kanadas und die Küstengebiete Argentiniens und Brasiliens bevorzugten. Die Einreise nach Kanada war sehr stark landwirtschaftlich geprägt und der Staat lockte mit der Zusicherung von freiem Land neue Einwanderer an. Rund 2.000 BurgenländerInnen und Burgenländer dürften zwischen 1922 und 1934 nach Kanada ausgewandert sein.
AnnonceEiner von ihnen war Karl Lackner, geb. 1902, aus Günseck. Er berichtet von seiner Überfahrt nach Kanada 1927: „Gott mit uns. Liebe weitentfernte Familie. Lieder Vater. Im Anfang meines Schreibens grüß ich Euch viel Tausendmal. Ich kann Euch schreiben, daß ich bis jetzt noch immer gesund bin. […] Der Agent von Wien ist nach Antwerpen gefahren und hat von uns Abschied genommen. In Antwerpen sind wir weiter gar nicht untersucht worden, nur die Augen. Ein Bursch und ein Mädchen mußten zurück bleiben. Die müssen 1 Monat in Antwerpen bleiben. Wenn Sie dann auch nicht gut sind müssen Sie nach Hause fahren. Sie haben sehr geweint. Ein Rechnitzer hat nicht lesen können, den habens nicht wollen fahren lassen. Wenn er nicht soviel gebittet hätte. […] Wir sind sehr zufrieden. Auch schöne Betten haben wir. Die Dreihütter sind Johann Pahr, Johann Zumpf, Karl Ofenbeck und Michael Ulreich. Einer aus Stuben und der Pleyer aus Goberling. […] Es sind auch schon ältere Männer dabei. Mit 40, 45, 50 Jahren. Auch Familien sind ziemlich viel fort. Krank waren wir nicht im Schiff. Wir sind alle gesund geblieben. Orangen haben wir sehr viel bekommen. Wenn ich nur den kleinen Adolf haben hätte können, der hätte Sie alle essen können. Wir haben eine schöne und angenehme Fahrt gehabt. Das Marloch Schiff mit dem wir gefahren sind soll das verlässlichste Schiff sein. Das Schiff ist schon 102mal nach Amerika gefahren. Wie es mir in Canada gefällt, daß weiß ich noch nicht. Das werd ich Euch schon gleich schreiben. Diesen Brief hab ich auf dem Schiff geschrieben.
Gruß aus Quebec.“
(Aus: Ortschronik von Günseck, Günseck 1995)