Die Ansässigkeit von Roma in Grodnau ist ab der Mitte des 19. Jahrhunderts belegt. In der Zwischenkriegszeit konnte sich die Roma-Bevölkerung von Grodnau von 55 Personen im Jahre 1920 auf 180 Personen im Jahre 1936 mehr als verdreifachen. Zumindest zum Teil dürfte dieser Anstieg auch auf die Rückwanderung von in Grodnau „heimatberechtigten“ Roma aufgrund der Folgen der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre zurückzuführen sein, denn nur in ihrer Heimatgemeinde hatten sie Anspruch auf minimale Sozialleistungen. Der Anteil der Roma-Bevölkerung lag in Grodnau bei über 40 Prozent, was für die kleine Gemeinde besonders in Zeiten der Weltwirtschaftskrise eine enorme finanzielle Belastung bedeutete. Bei einer Gemeinderatssitzung vom 18. August 1932 wurde die Situation der Gemeinde diskutiert und eine Abhilfe der tristen Situation bzw. die Abhaltung einer Bezirkskonferenz gefordert:
„[…] Durch die vielen und hohen Krankenverpflegungskosten, Schubkosten, Notaushilfen, Ärztekosten, Armenrezepte etc. für die Zigeuner, musste die Gemeinde Grodnau für das Jahr 1932 eine 220%ige Gemeindeumlage festsetzen.
Im Laufe dieses Jahres hat sich gezeigt, dass dieser Prozentsatz zu niedrig ist und die bereits erfolgten Zahlungen für obige Zwecke das Präliminare schon weit, aber such soweit überschritten ist, dass man sagen kann, die Gemeindekassa von Grodnau hat bankrott gemacht, das heisst, die Gemeinde Grodnau ist zahlungsunfähig geworden.
In der Gemeinde Grodnau sind nur Kleinhäusler und keine Grossbetriebe. Auch keine Fürsorgebeiträge fliessen ein. Diese Kleinhäusler haben mit ihrer Existenz sehr schwer zu kämpfen, weil sie ihre Produkte selbst brauchen und im Falle diese etwas selbst etwas zu verkaufen haben, sie infolge des niedrigen Preises und der weiten Entfernung von Oberwart für die Ware fast nichts bekommen.
Die Folge davon ist, dass sie kaum ihr nacktes Leben davonbringen, geschweige ihrer Steuerpflicht nachkommen können. Beweis, die vielen Steuerrückstände, weil die Steuerzahler nicht mehr weiter können.
Auf eine Erhöhung der Gemeindeumlagen kann in der Gemeinde Grodnau nicht gedacht werden, weil die Steuerzahler finanziell schon ganz ausgesaugt sind und somit auch die Gemeinde vor dem Zusammenbruch steht.
Auch in anderen Gemeinden, welche mit Zigeuner beglückt sind, dürften sich diese Übelstände und auch die Not bemerkbar machen. Denn auf diese Weise kann es nicht mehr weiter gehen und muss in dieser Hinsicht Abhilfe geschaffen werden.
Ich stelle daher den Antrag, der Gemeinderat wolle beschliessen, dass der Bezirkshauptmann an einem von ihm selbst festgesetzten Tage alle Bürgermeister oder Gemeindevorstände jener Gemeinden, in deren gebiet Zigeuner sesshaft oder heimatzuständig sind, zu einer Bezirkskonferenz in Oberwart einberufen möge, damit hinsichtlich der Bekämpfung der übernehmenden Zigeunerplage eine allgemeine Aussprache zur Ergreifung von entsprechenden Massnahmen und eventuellen Anträgen an die burgenländische Landesregierung stattfinde. […]“
(Baumgartner/Brettl: „Einfach weg!“ Verschwundene Romasiedlungen im Burgenland. Mattersburg 2020. S. 105/BLA Zigeunerakt.)
Die vom Bürgermeister von Grodnau geforderte Bezirkskonferenz fand am 15. Jänner 1933 in Oberwart statt. Dabei wurden radikale Maßnahmen wie unter anderen die Deportation der Roma auf wenig besiedelte Inseln im Stillen Ozean gefordert.