Die Einwanderung und der Aufbau einer gesicherten Existenz gestalteten sich für viele Auswanderer zumeist als sehr schwierig. Viele Emigranten benötigten Jahre, um sich der neuen Umgebung anzupassen und ihren Verbleib zu sichern, viele entschlossen sich zur Rückwanderung, die aus Geldmangel sehr schwierig war. Unter den Rückwanderern befand sich auch der Schuhmacher Karl Bona aus Halbturn, der aus Argentinien wieder zurückkehrte.
Der Gendarmeriepostenkommandant aus Halbturn schilderte seine Reise und hoffte, dass sein Misserfolg weitere Auswanderungswillige von der Abwanderung abhält: „[…] Der in Halbthurn wohnhafte Schuhmacher Karl Bona entschloß sich anfangs Juli 1923 nach Argentinien, Südamerika auszuwandern um sich dort eine bessere Existenz zu sichern. Am 21. Juli 1923 trat er die Reise nach Amerika an. Bona wurde in Hamburg eingeschifft und fuhr mit der deutschen Linie nach Argentinien. Die Fahrt kostete ihm rund 4.000.000 Kronen. Am 22. August 1923 landete das betreffende Schiff in Buenos Aires. Er und alle Auswanderer wurden in der erwähnten Stadt in einen staatlich verwaltenden Gebäude „Hotel Immigration“ untergebracht. Dort kann jeder Einwanderer der auf Arbeitsuche ist, 30 Tage verbringen. Während dieser Zeit erhält er die Unterkunft und Verpflegung umsonst. Ist diese Zeit verstrichen, dann muß er die Anstalt verlassen und trachten, sich selber durchzubringen.
Bona war kurze Zeit dort und konnte wahrnehmen, daß die Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten dortselbst sehr schlecht sind. Trotz eifriger Umsicht war es ihm nicht möglich eine passende Arbeit zu finden. Er hat auch mit anderen Personen gesprochen, welche gleichfalls aus Österreich, aber einige Wochen früher wie er ausgewandert sind. Viele möchten gerne wieder die Heimfahrt antreten, aber es fehlen ihnen die Geldmittel zur Reise, müssen daher dort verbleiben und sich Durchbringen so gut es eben geht. Auf dem Lande bei den Bauern kann einer noch am leichtesten als landwirtschaftlicher Arbeiter unterkommen, aber dort erhält er meist nur die Verpflegung und diese läßt zu wünschen übrig.
7 Wochen war Bona in Buenos Aires und während dieser Zeit konnte er feststellen, daß er seine Existenz in einem solchen Lande, welches in kultureller Beziehung noch weit zurücksteht nicht verbessern kann und entschloß sich daher wieder heimzureisen. Auf einem deutschen Schiff, welches seinerzeit nach Hamburg abging kam er zufällig als Arbeiter und auf diese Weise kam er glücklich wieder nach Hause, nach Halbthurn.
Die Leute hier waren natürlich über seine baldige Rückkehr sehr erstaunt und als er von seinen Erlebnissen und Wahrnehmungen in Südamerika erzählte, wurde so manchen, welcher auch Neigungen zur Auswanderung hatte, eines besseren belehrt. Dies wird sich natürlich hier und in der Umgebung schnell verbreiten und wird abschreckend auf Auswanderungswillige wirken. […].”
(Brettl Herbert: Halbturn im Wandel der Zeiten. Mattersburg 1999. S. 154)