Die Tuberkulose (TBC), im Volksmund früher auch „Schwindsucht“ oder „Krankheit des Proletariats“ genannt, ist eine chronisch verlaufende Infektionskrankheit, die durch Bakterien verursacht und durch Tröpfcheninfektion übertragen wird. Die meisten Tuberkulosekranken lebten in beengten, ungesunden und schlechten hygienischen Wohnverhältnissen und vor allem junge Menschen und Mangelernährte waren Risikopatienten.
Verbreitung fand die endemische Krankheit aber nicht nur bei den städtischen Armen, sondern auch in den ländlichen Gegenden wie dem Burgenland, wo die Tuberkulose lange Zeit ein großes Problem darstellte und auch die häufigste Todesursache war. Der Gendarmerieposten von Heiligenkreuz beschreibt in einem Bericht aus dem Jahre 1930 die schlechten hygienischen Verhältnisse, die den „perfekten Nährboden“ für die TBC-Krankheit darstellten:

Plakat zur Ausstellung im Margarethner Volksbildungshaus (1950) – Wienbibliothek im Rathaus, Plakatsammlung, P-11259

„Die Gesundheitsumstände im Rayone sind nicht sehr günstig, es gibt verhältnismässig viele Lungenkranke und sonst leidende Personen. Zu diesen Umständen dürfte einerseits die Trinkwasserbeschaffenheit, andererseits die feuchten und engen Wohnungen viel beitragen.
Im Allgemeinen sind die Gesundheitsverhältnisse durch das nasskalte Herbstwetter ziemlich verschlechtert, es treten häufig Grippeerscheinungen, sowohl bei Erwachsenen als bei Kindern auf.
In Minihof-Liebau lassen die sanitären Fragen viel zu wünschen übrig, und zwar hauptsächlich in Bezug der Schule, wo 60 bis 90 Schulkinder in einem Lokal die Schule besuchen. In Mogersdorf ist die Tuberkulose sehr stark verbreitet und sind 50 % aller Todesfälle die Ursache dieser Krankheit. Die grosse Verbreitung derselben ist fast durchwegs auf Ansteckungen zurückzuführen und fallen nicht selten mehrere Angehörige einer Familie nacheinander derselben zum Opfer. Diese Ansteckungen sind meist dadurch unvermeidlich, indem mangels entsprechender Wohnungen die hier sehr zahlreichen Arbeiterfamilien in meist kleinen, nassen und daher ungesunden Wohnungen zusammengepfercht wohnen müssen.
Infolge des Wechselwetters sind viele Leute krank. Speziell in Heiligenkreuz sind die Wohnungsverhältnisse noch immer sehr ungünstig. Die Wohnungen sind nicht genügend gross und dabei sehr feucht. Der Miet­zins ist in den meisten Fällen überspannt und sind ärmere Personen nicht in der Lage eine Wohnung zu mieten. Für eine kleine Wohnung, bestehend aus Küche und Zimmer, eventuell einer kleinen Speis (Vorratszimmer), werden bis zu 50 Schilling monatlich verlangt.
In fast allen Gemeinden herrscht Wohnungsnot. Die vorhandenen Mietwohnungen sind zumeist recht primitiv und ohne Pflege.“
(BLA, BH Jennersdorf. Lage- und Tätigkeitsbericht November 1930)