1968 entstand die eigenständige evangelische Kirchengemeinde Bad Tatzmannsdorf/Sulzriegel. Bereits ein Jahr zuvor hatte man in Bad Tatzmannsdorf mit dem Bau einer evangelischen Pfarrkirche begonnen, die am 20. Oktober 1968 als Friedenskirche geweiht wurde. Die Architekten Charlotte und Karl Pfeiler wollten durch die Konzeption den „Gedanken der Bejahung der Schöpfung Gottes und die Offenheit der Kirche gegenüber der Welt“ ausdrücken. Anlässlich der Einweihung der modernen Kirche wurden die Gläubigen über den Bau folgendermaßen informiert:

Außenansicht der evangelischen Kirche „Friedenskirche“ in Bad Tatzmannsdorf

„Warum baut ihr so eine Kirche und nicht eine wie früher? Antwort: Weil wir nicht ‚früher‘ leben. Wir leben heute und -so Gott will -morgen. Die Steine der Kirche müssen uns heutigen Menschen ‚predigen‘. Sie reden auch wirklich eine beredte Sprache – die Steine und anderen Baumaterialien im Gesamtgefüge des Bauwerkes.
Das erste ist wohl eine Infragestellung unserer Vorstellung von ‚Kirche‘. Durch die neue, andere, äußere Linienführung wird jeder gefragt – bewußt oder unbewußt: Meinen Sie, daß Kirche ewig gleichbleibend den Status quo zu garantieren hat? Oder denken Sie, daß die Kirche in jedem Zeitalter neu kritisch und helfend für die Menschen von heute und morgen da sein muß, weil Gott für jede Generation neu da sein will! Die Generation von heute ist gekennzeichnet durch die Bejahung dieser Erde und die Meisterung des Lebens einerseits und durch eine Sehnsucht nach Geborgenheit und Stille andererseits. Auf beides ist beim Kirchenbau Rücksicht genommen worden.
Der Wille zur Meisterung findet seinen Ausdruck eben in der neuen Form, in der die Baumaterialien gemeistert wurden. Die Bejahung der Erde und die Offenheit zur Welt werden deutlich in der freien Gestaltung des Vorplatzes und durch die einladende Weite des Vordaches.
Der Position des Turmes mitten in dieser Geste der Öffnung der Welt ist größte Beachtung zu schenken. Denn er steht an der Grenze als Rufer, Wächter und Mahner -wie ein Leuchtturm. […] Die Offenheit für die Welt bleibt aber auch im Inneren des Baues gewahrt. Durch die großen durchsichtigen Fenster wird die Natur nicht ausgesperrt, sondern mithineingenommen, sodaß man auch im Kirchenschiff das Gefühl hat, mitten in der Natur zu sein. Darin mag deutlich werden: Gott geht es nicht nur um die Rettung der menschlichen Seelen, sondern um die Erlösung seiner Schöpfung, um Frieden und Genesung des Menschen und seiner Welt. […] Der Konzentration auf das eine Einzige, auf das Kreuz Jesu, dient alles. Es ist sicher auch bedeutsam, daß das Kreuz in einem anderen Baustoff gehalten ist – in Kupfer. Der Umstand weist darauf hin, daß hier der ganz andere zu uns spricht; von außerhalb – extra nos – erreicht uns der Anruf durch Offenbarung. Evangelische Superintendentur.“ (In: Evangelisch im Burgenland. Ausstellungskatalog 1981. S. 207)